Deutsche Genbank Obst will bedrohte Sorten erhalten

Bundesweite Netzwerke sollen in Zukunft das Aussterben von bedrohten Obstsorten in Deutschland verhindern. Die Organisation dieser Netzwerke übernimmt die Deutsche Genbank Obst, eine staatliche Einrichtung mit Sitz in Dresden, wie Genbank-Koordinator Henryk Flachowsky in Dresden sagte. «Für den Schutz der Obstsorten hat Deutschland einen internationalen Vertrag unterschrieben», sagte Flachowsky.

Dresden . Bundesweite Netzwerke sollen in Zukunft das Aussterben von bedrohten Obstsorten in Deutschland verhindern. Die Organisation dieser Netzwerke übernimmt die Deutsche Genbank Obst, eine staatliche Einrichtung mit Sitz in Dresden, wie Genbank-Koordinator Henryk Flachowsky in Dresden sagte. «Für den Schutz der Obstsorten hat Deutschland einen internationalen Vertrag unterschrieben», sagte Flachowsky. Seit 2008 werde deshalb ein dezentrales Netzwerk zur nachhaltigen Erhaltung der genetischen Ressourcen aufgebaut. Bislang gibt es ihm zufolge Netzwerke für Äpfel, Kirschen und Erdbeeren. Bald sollen Birne, Pflaume und Beeren folgen.

Schon seit Jahrzehnten gibt es in Deutschland zahlreiche größere Sammlungen von Obstsorten. «Bislang existierten die aber nur nebeneinander», erklärte Flachowsky. Etliche wertvolle Obstsorten seien dadurch bereits ausgestorben. Die Genbank mit ihren zahlreichen Partnern in ganz Deutschland solle dies in Zukunft verhindern. So gehörten zum Apfelnetzwerk neben Pillnitz etwa auch das Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee in Bavendorf und das Landratsamt Kyffhäuserkreis in Sondershausen.

Alle Informationen der Standorte laufen den Angaben zufolge in der Zentrale in Dresden zusammen, wo auch der Sitz des Julius Kühn-Instituts ist. Dieses Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen finanziert die Koordinierung der Genbank.

Doch längst nicht alle bekannten Apfelsorten werden in der Genbank gesichert. «Unser Schwerpunkt liegt bei den deutschen Sorten und bei den Sorten mit einem wichtigen historischen Bezug zu Deutschland», sagte Flachowsky. Der Weiße Winterkalvill etwa stamme ursprünglich aus Frankreich, werde hierzulande aber seit langer Zeit gezüchtet. Außerdem würden Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen, etwa der Schädlingsresistenz, in den Pool aufgenommen.

Zu den besonders schützenswerten Apfelsorten zähle auch der Rote Eiserapfel, der bereits im 16. Jahrhundert um Bamberg und Nürnberg angebaut wurde, sagte Monika Höfer, die als Wissenschaftlerin für die Pillnitzer Obstsorten der Genbank verantwortlich ist. «Wir haben hier in Dresden die bundesweit größten Sammlungen von Apfel-, Erdbeer- und Kirschsorten», sagte sie.

Allein 822 verschiedene Apfelsorten wachsen ihr zufolge auf dem rund zehn Hektar großen Areal in Pillnitz. Insgesamt seien rund 2000 verschiedene Äpfel in der Genbank registriert. Von den knapp 700 Erdbeersorten werden in Dresden 273 gesichert, von knapp 500 verschiedenen Süßkirschen immerhin 173.

Ein großflächiger Schädlingsbefall der Pillnitzer Plantagen der Genbank wäre «eine Katastrophe», wie Flachowsky sagt. Im Augenblick sei dies aber kein Thema. Nur der Feuerbrand könnte nach den Worten Flachowskys zum Problem werden. «Auch dann könnten wir jedoch von unserem Netzwerk profitieren. Irgendwo in Deutschland wird die betroffene Sorte sicher noch stehen», erklärte er.

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geschrieben am: 27.07.2010
Redaktion DD-INside.com