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Thilo Egenberger verkauft bayerisches Privatbier in Sachsen

«Halbstark» steht in kleinen Druckbuchstaben auf dem Etikett, gleich unter dem geschwungenen Schriftzug der Biermarke. «Das hat uns viel Überzeugungsarbeit gekostet», sagt Thilo Egenberger. Niemand wolle gern als halbstark gelten, schon gar nicht Biertrinker. Dennoch hat der 41-Jährige das halbstarke Bier der Sorte «Fattigauer» mit nur 2,7 Prozent Alkohol exklusiv für sich in Auftrag gegeben.

Leipzig . «Halbstark» steht in kleinen Druckbuchstaben auf dem Etikett, gleich unter dem geschwungenen Schriftzug der Biermarke. «Das hat uns viel Überzeugungsarbeit gekostet», sagt Thilo Egenberger. Niemand wolle gern als halbstark gelten, schon gar nicht Biertrinker. Dennoch hat der 41-Jährige das halbstarke Bier der Sorte «Fattigauer» mit nur 2,7 Prozent Alkohol exklusiv für sich in Auftrag gegeben. Eine Klein-Brauerei in Franken stellt das Bier her - und er vertreibt es in Sachsen.

Der 41-jährige Egenberger ist ein Freund kleiner Marken und regionaler Produkte. Wenn in Münchner Kneipen «Becks» ausgeschenkt wird, dann könne doch etwas nicht stimmen, wundert er sich. Egenberger steht in seinem knapp hundert Quadratmeter großen Lager in einer alten Leipziger Fabrik. Zweimal die Woche öffnet er seinen kleinen Getränke-Vertrieb, in dem er jeden Kunden duzt und in dem er ausschließlich Regionalia anbietet: Neben dem Fattigauer Bier aus Franken auch alkoholfreies Pils aus Hartmannsdorf bei Chemnitz und Obstbrände der Nattenheimer Mühle bei Bitburg.

Deren schlanke Flaschen sind sein ganzer Stolz, die Form genauso wie der Inhalt. Er liebt Familienbetriebe, die seit Generationen dasselbe Produkt herstellen. Und in diesem Obstler, da ist er sich sicher, «da steckt Leidenschaft». Damit diese auch sichtbar wird, hat er ein eigenes Etikett entwerfen lassen, als Linolschnitt. Und der kleine Hund auf den «Fattigauer»-Flaschen war die Idee von Thomas Müller, Grafik-Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. «Hundebier» sagen auch viele, meint Egenberger. Aber das Etikett präge sich ein - «und es spricht vor allem Frauen an».

Regionales Bier mit Tradition und Herkunft liegt bundesweit im Trend. «Bier braucht Heimat», sagt Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauerbund in Berlin. Die Leute verlangten immer öfter nach Bier aus ihrer Umgebung, nach dem Unverwechselbaren. Das Verlangen nach «Tannenzäpfle»-Bier sei Ausdruck dieser Entwicklung, das Bier aus dem Schwarzwald ist heute aus Berlin-Mitte nicht mehr wegzudenken. Ein Blick in die Statistik bestätigt den Regional-Trend beim Bier: In Sachsen waren im vergangenen Jahr 58 Braustätten registriert - Großbrauereien ebenso wie Gaststätten, die in nur kleinen Mengen ihr eigenes Bier herstellen - insgesamt fast doppelt so viele wie 1995. Deutschlandweit stieg die Zahl der Braustätten von 1282 auf 1327. Der Anteil der Klein-Brauereien an der Gesamtproduktion ist mit zwei Prozent jedoch verschwindend gering.

So will denn auch der gebürtige Franke Egenberger sein Geschäft in Leipzig ausweiten. Die Produktpalette soll in den nächsten Jahren von 20 auf 40 Angebote ausgeweitet werden, auch Lebensmittel sollen ins Programm aufgenommen werden. Im Moment experimentiert er mit Saftschorlen, bei Bauern aus Röcknitz, Eisleben und Halle hat er Rhabarber, Schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren bestellt, die er in den nächsten Wochen abfüllen und dann als regionale Marke verkaufen will.

Als Feinkosthändler will er dabei nicht verstanden werden. «Regionale Produkte sind für alle da», sagt er. Im Moment ist sein Kundenkreis noch überschaubar, vor allem Gaststätten und Bioläden nehmen ihm Bier und Getränke ab. Und die in Leipzig typischen «Spätis», Spätverkaufsläden in den Stadtteilen. Tom von «Onkel Toms Hütte» lädt gerade seinen alten Mercedes-Lieferwagen voll, die Rastalocken hängen ihm ins Gesicht. Kistenweise holt er «Fattigauer» und andere Biersorten ab. Und ganz oben drauf noch vier Kartons mit Flaschen, die stehen hinten rechts in der Ecke des kleinen Lagers. «Der Obstbrand aus Nattenheim ist mein Liebling», sagt Egenberger. «Aber das hier verkauft sich richtig gut.» Er greift in den Karton und zieht ein ganz besonderes Regionalprodukt hervor: Wodka «Partisan» aus Weißrussland.



ddp - Bild © ddp

geschrieben am: 14.07.2010
Redaktion DD-INside.com


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