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Werdau baut Tradition als Stadt der Dampfmaschinen aus

Den Abriss der ehemaligen Feldschlößchen-Brauerei in seiner Heimatstadt Werdau konnte Uwe Reinhold nicht verhindern. Doch die Dampfmaschine der Brauerei hat der Inhaber eines Ingenieurbüros vor der Verschrottung bewahrt. Als ein großer Haufen Metall warten die Einzelteile nun auf ihren Wiederaufbau.

Werdau . Den Abriss der ehemaligen Feldschlößchen-Brauerei in seiner Heimatstadt Werdau konnte Uwe Reinhold nicht verhindern. Doch die Dampfmaschine der Brauerei hat der Inhaber eines Ingenieurbüros vor der Verschrottung bewahrt. Als ein großer Haufen Metall warten die Einzelteile nun auf ihren Wiederaufbau. Er habe die Dampfmaschine für einen Euro und «einen Sack voller Pflichten» von der Stadt gekauft, berichtet Reinhold.

«Die alte Technik begeistert mich und ich halte es für notwendig, so etwas für die Nachwelt zu erhalten. Da die finanziellen Mittel der Kommune beschränkt sind, geht das nur mit privatem Engagement», sagt der Werdauer. Gemeinsam habe man eine gute Lösung gefunden. «Im Gegenzug zu dem sehr fairen Preis muss ich die öffentliche Begehbarkeit sichern und die konservatorischen Bedingungen einhalten.»

Aufgestellt wird die 120-PS-Maschine im Erdgeschoss einer denkmalgeschützten Textilfabrik, die Reinhold schrittweise für Gewerbe und Wohnen ausbaut. Derzeit werden die Maschinenfundamente gesetzt. Der Zeitplan sieht vor, dass die Maschine mit fast 100 Prozent Originalsubstanz in einem Jahr steht. Betrieben werden soll sie mit Druckluft, das komme dem Arbeitsprinzip näher als ein Elektromotor, erläutert der Ingenieur.

In einem weiteren Schritt schwebt ihm die Dokumentation des «Energiestandorts Werdau» vor. Dazu will Reinhold im Hof das Modell eines Pferdegöpels aufbauen und in der Fabrik eine technische Bibliothek einrichten. Dort sollen interessierte Besucher alles über Dampfmaschinen und Antriebstechnik überhaupt finden. «Die Bürger können sich beteiligen und Material zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, das vorhandene Wissen zu sichern», sagt Reinhold.

Damit ist Werdau auf gutem Weg, seine Tradition als Stadt der Dampfmaschinen auszubauen. Denn auch im Garten des Stadt- und Dampfmaschinenmuseums wird gerade ein derartiges Aggregat errichtet. Es stammt aus der ehemaligen Schuhfabrik Adorf/Vogtland und ist laut Museumsleiter Hans-Jürgen Beier «eine wunderschöne Einzylindermaschine mit oben liegendem Fliehkraftregler, wie sie selten geworden sind». Sie soll zu Höhepunkten und bei Sonderführungen mittels Druckluft in Gang gesetzt werden.

«Insgesamt haben wir einschließlich einer Dampfspeicherlok vier Dampfmaschinen», ergänzt Beier. Die grüne Dampfspeicherlok versah einst ihren Dienst in einer Papierfabrik bei Zwickau. Ein weiteres Exemplar ist eine funktionsfähige 12-PS-Maschine, das Meisterstück eines Reichenbacher Maschinenbauingenieurs.

Der unbestrittene Glanzpunkt der Sammlung ist die maximal 600 PS leistende Dreizylinder-Dampfmaschine, die dem Museum seinen Namen gab. Das Maschinenhaus der einst benachbarten Spinnerei C. F. Schmelzer wurde samt Inhalt zu DDR-Zeiten in das Musuem integriert. Technikhistoriker hatten damals vorgeschlagen, das Gesamtensemble als DDR-Textilmuseum auszubauen. Die Fabrik wurde aber abgerissen, doch die Dampfmaschine als Museumsstück am Originalstandort ist etwas Besonderes, wie Beier betont.

Die Werdauer «Dampftage» jeweils im Herbst locken immer zahlreiche Besucher an. Allerdings dampfen dann nur die Mini-Objekte der Aussteller. Die große Maschine wird mittels Elektromotor vorgeführt. «Heißdampf von 150 Grad zu erzeugen und dazu die TÜV-Auflagen zu erfüllen, kostet richtig Geld. Das spielen wir nicht ein», bedauert der Museumsleiter.

«Echter» Dampfmaschinenbetrieb ist in Sachsen dennoch erlebbar. «Zwei bis drei Mal im Jahr heizen wir den Kessel an. Das dauert eine ganze Woche», sagt Heiderose Müller vom Sächsischen Dampfmaschinenverein zu Wilsdruff. Der kümmert sich um die zwei Dampfmaschinen der einstigen Möbelfabrik Müller, die samt Sägegatter und Dampf-Lokomobile zum Tag des offenen Denkmals im September wieder vorgeführt werden.

Eine wieder betriebsfähige Dampfmaschine gibt es seit kurzem auch in Roßwein. Und zu besonderen Anlässen läuft im Industriemuseum Chemnitz eine 200-PS-Maschine, die 1896 von der Chemnitzer Maschinenfabrik Germania gebaut wurde.



ddp - Bild © ddp

geschrieben am: 20.08.2010
Redaktion DD-INside.com


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