:: DA HOOL ::
DJ Hooligan (bürgerlich Frank Tomiczek), auch bekannt unter seinem Pseudonym Da Hool, ist ein deutscher DJ und Technoproduzent aus Bottrop. Schon früh Teil der Technoszene veröffentlichte er in den frühen 90ern die Single „Harder and Deeper“, die ein Clubhit wurde. Er legte nach mit „B.O.T.T.R.O.P.“ und dann im Jahr 1994 mit „Rave Nation“, seinem ersten internationalen Chartserfolg. Daneben trat er auf großen Raves auf, remixte Stücke für bekannte Künstler wie Tom Novy oder Marusha und produzierte für seine eigenen Projekte wie La Rocca, Central Love, Hool’s Experience und An Active Trip. 1995 kam [...]Meet Her at the Loveparade. Weitere Remixes schafften es auch in die Charts [...].“ Mit diesen Worten wird DJ Urgestein Da Hool in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia beschrieben.
Aktuell ist der Name „Da Hool“ wieder sehr gefragt. Deine aktuelle Single „Wir sind Sexy“ hat sämtliche Dance-Charts gestürmt und wurde sogar zur „Platte der Woche“ im Szene-Magazin „Raveline“ gekürt. Wie entstand die Idee zu dem Track?
Wir sind sexy war eigentlich nie als Single VÖ geplant, sondern war ursprünglich nur als Albumtitel gedacht. Ich hatte damals das Playback gemacht und die Vocals stammen von Jen von der Electropopband Grossstadtgefluester aus Berlin Die Kopfzeile „W i r sind sexy“ war ne gemeinsame Idee . Das passte irgendwie zum Instrumental. Kurz vor dem Sommer kam dann die Idee von Pias der Plattenfirma, die Nummer als Sommersingle zu veröffentlichen mit Radioversion und Video etc, weil die darin nen potenziellen Sommerhit gesehen haben.
Bei deinen Veröffentlichungen erkennt man nie sofort, dass es eine Da Hool Produktion ist, da jeder Titel komplett anders klingt. Zudem wanderst du gerne durch verschiedene Genre. Dennoch: Wie beschreibst du deinen Sound?
Ich bin gerne vielseitig , lasse mich nicht gerne in eine Schublade stecken, was mir auf der anderen Seite auch einige Leute vorwerfen. Musik ,auch elektronische Musik, ist generell immer mit Stimmungen verbunden und ich für meinen Teil bin immer in anderen Stimmungen und lasse mich gerne davon leiten. Ich höre gerne minimalistische Sachen, härteren Techno, wie auch mal nen geilen Vocal House Track und wüsste auch nicht warum ich mir vebieten lassen sollten, dieses in meinen Produktionen wiederzugeben. Ich habe da einfach Bock drauf, also mache ich es…
Den Begriff „Da Hool“ verbindet man zwangsläufig mit „Meet her at the Loveparade“. Fluch oder Segen?
Tja, Gott sei Dank habe ich diese Nummer gemacht. Das war halt mein größter Hit, der mich weltweit so richtig bekannt gemacht hat und mit dem ich so den globalen Durchbruch geschafft habe. Es gab damals kaum ein Wochenende wo ich nicht in irgendwelches Clubs in New York, Miami, Los Angeles oder acuh Rio, Sydney gespielt habe. Das war echt der Hammer. Außerdem lebe ich finanziell heute davon immer noch, weil fast jedes Jahr irgendwelche Remixe, Wiederveröffentlichungen, Coverversionen in irgendwelchen Ländern
auftauchen. Klaro, daß sich einige Leute auch daran gestoßen haben, daß Meet her at the Love Parade ein Hit war, denn somit war es am Ende ja Kommerz, aber ehrlich gesagt, ist mir
das schnuppe..
Du kannst ja als wahres Urgestein bezeichnet werden, hast mehrere Phasen erlebt und verschiedene Trends kommen und gehen sehen. Hand aufs Herz: Was war die beste Zeit?
Definitiv und logischerweise die Neunziger Jahre, als es diese wirkliche Szene noch gab. Alles war so frisch, einheitlich und nicht übersättigt wie heute. Damals hat es auf gewisse Weise
mehr Spaß gemacht als heutzutage.
Deutschland ist eine der größten Produktionsstätten für elektronische Musik weltweit. Zudem tanzt die ganze Nation jedes Wochenende zu House oder Techno in den Clubs und Diskotheken. Dennoch wird die Szene seitens der Medien gerne ausgeklammert. Du gehörst noch zu den Künstlern, die auf den Musikkanälen Viva und MTV heavy Rotations hatten. Wie ist deine Meinung zu dieser recht traurigen Entwicklung?
Ich denke diese Entwicklung haben wir teilweise selbst verschuldet, bzw die, die unseren Sound aufgegriffen haben und für Ihre Zwecke „mißbraucht“ haben . Ich rede hier von so Geschichten wie Pinoccio auf Techno oder diversen anderen Leuten, so das irgendwann einmal alles von der Medienlandschaft als Techno über einen Kamm geschoren wurde und die Programmmacherirgendwann nen Schlußstrich unter die ganze Geschichte gezogen haben und gesagt haben, so nen Schrott können wir unseren Zuschauer oder Zuhörern nicht mehr zumuten. Auf der anderen Seite waren Radio und Fernsehen von je her immer geprägt von Musik mit Gesang in Sonstruktur, und wir haben in den Neunziger Jahren von dem großen
Techno Hype profitiert, der die Tracks der DJ´s in die Radios und auf die Bildschirme gebracht hat. Elektronische Musik bzw Dance hatte im letzten Jahr ein Drittel des Gesamtumsatzes
der deutschen Musikindustrie gemacht, was beweist wie groß und beliebt unsere Musik immer noch ist.
Wie beurteilst du die Entwicklung von elektronischen Sounds in den nächsten Jahren?
Die Entwicklung wird so sein, daß immer mehr Leute anfangen Musik zu machen, weil es immer einfacher wird auch für Anfänger mit kostengünstigen Equipment Musik zu machen.
Dadurch wird die Qualität in extremster Weise nachlassen (wie auch jetzt leider schon !) denn nicht jeder, der die Möglichkeit hat auf seinem PC Musik zu machen , ist auch ein guter Produzent, Es gehört einfach mehr dazu als einfach mal einige Presets abzurufen und billiges Equipment klingt nunmal auch größenteils nach Konserve. Das Schlimme daran ist, daß sich
die Ohren der Leute an diesen Sound gewöhnen.
Wie beurteilst du den Trend weg vom Vinyl zum Download aus der Sicht des Produzenten?
Das Ende des Vinylzeitalters ist eigentlich ne Entwicklung, die sehr schade ist, weil DJ für mich gleichbedeutend ist, mit der schwarzen Scheibe mit der Rille. DJ und Vinyl das hat was, das sieht nach was aus, das ist klassisch, das ist real.... Auf der anderen Seite ist es für nen DJ, der viel reist und im Flieger unterwegs ist einfach handllicher seine Tracks im Handgepäck
dabei zu haben. Man braucht die schwere 20 Kilo Kiste nicht zu schleppen und man läuft nicht Gefahr, daß die Plattenkiste mal auf irgendeinem Flughafen verschwindet bzw am Zielflughafen nicht auf dem Gepäckband liegt.
In den vielen Jahren, die du schon als DJ unterwegs bist, hast du schon fast alles gesehen, ob es Clubs, Diskotheken oder Festivals sind. Was ist da dein Favorit?
Die Nähe zum Publikum im Club oder die Menge der Leute bei einem Festival?
Ich finde beides geil. Ein kleiner gemütlicher Club mit gepflegtem Ambiente hat ebensowas wie ne Nature One wo zehntausend Leute Dich anfeuern. Nach fast zwanzig Jahren DJ Dasein ist es bei mir jedoch immer noch so, daß ich vor jedem Gig dieses Kribbeln im Bauch habe, egal ob ich vor 300 Leuten spiele oder 30000 ! Ich denke so muß das einfach sein.
Zum Schluss: Was ist das witzigste Erlebnis aus deiner Künstlerzeit?
Es gab so einige lustige Erlebnisse, ein kurioses liegt noch gar nicht solange zurück. Ich habe vor nem halben jahr in nem Club gespielt, da kommt ein Typ zu mir und hat mich gefragt, ob ich der DJ wäre. (Ich war ja auch kaum zu erkennen als DJ, weil ja schon ne Stunde gespielt habe und nen Kopfhörer aufhatte) Dann hat er mich gefragt, ob ich irgendso eine
komische Blackscheibe spielen kann und hat am Ende hat er noch hinzugefügt „Ich gebe Dir dann auch ein Getränk aus !!!!!!!!!!!“ Als wenn ich der DJ vom Abschlußball bin.