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Beat Fanatics „Breakdance nackt unter der Dusche“

 

Wer ab und zu in Dresdens Innenstadt dumpfe Trommeln und Trillerpfeifen hört, der denkt vielleicht an einen Stamm fehlgeleiteter Ureinwohner, der sich im Breitengrad geirrt hat. Doch bei genauerem Hinsehen mischen sich Trainingshosen, Sportschuhe und Ghettoblaster mit dumpfen Rhythmen und Perkussion: Die Beat Fanatics, eine Breakdancegruppe aus Dresden, sind seit 2005 auf den Straßen der Stadt mit atemberaubenden Shows unterwegs. Jetzt gewannen sie die ostdeutsche Breakdancemeisterschaft. Ein Gespräch mit Rico, dem kreativen Kopf der Gruppe.

 

Rico, wir haben ja vor ungefähr anderthalb Jahren das letzte Mal über die Beat Fanatics an dieser Stelle gesprochen. Was hat sich seitdem bei euch getan?


Wir haben viele Auftritte hinter uns gebracht und viele ordentliche Straßenshows gerockt. Insgesamt hat sich alles sehr gut entwickelt. Es gab aber auch ein paar personelle Neubesetzungen und Rollenwechsel.

Für alle, die euch noch nicht kennen: Wer sind die Beat Fanatics?


Wir sind eine Breakdance-Gruppe, die sich mit fünf Trommlern von der Sambaformation „Viromania” zusammengeschlossen hat, und die versucht, größtenteils urbane Tanzstile zu beherrschen. Daneben versuchen wir auch aktiv diese Stile weiterzuentwickeln. Im Moment bestehen wir aus sechs Tänzern, drei Mädels und drei Trommlern.

Im Juli dieses Jahres habt ihr das „Battle Of The East“ gewonnen und seid nun offiziell Ostdeutscher Meister im Breakdance. Erzähl ein bisschen von dem Tag, der Stimmung, dem Wettkampf.


Es war echt ein schöner sonniger Tag in Leipzig und es waren jede Menge Zuschauer da. Vor dem „Battle Of The East“-Publikum zu tanzen war wie immer eine echte Freude. Ich mag diese Veranstaltung einfach. Drei Sachen haben mich jedoch gestört: Erstens, dass das Publikum eine Gruppe ausgepfiffen hat. Zweitens, dass im Osten inzwischen auch extrem zwischen den Gruppen gehasst wird, und Drittens entspricht die Stimmung hinter der Bühne leider nicht mehr der einer Familie, wie es früher mal war. Zum Glück gibt es Ausnahmen.

Was bedeutet euch der Titel?


Uns bedeutet der Titel auf jeden Fall sehr viel. Mir persönlich auch, da ich mit dem „Battle Of The East” sozusagen aufgewachsen bin und auch die Geburtsstunde dieses Wettbewerbs miterleben durfte.

Was hebt denn eine typische Show der Beat Fanatics von denen anderer Gruppen ab?


Was uns definitiv von anderen Gruppen abhebt, ist, dass wir immer wieder neue Experimente eingehen und das wir auf jeden Fall einen eigenen Style haben. Auch Trommler hat nicht jede Gruppe. Beim „Battle Of The East“ hatten wir zum Beispiel eine Show, die musikalisch nur aus deutschem Rap bestand, was eher untypisch ist. Auch tanzen wir zu Beats, sowie zu reiner Lyrik. Danke an dieser Stelle an Smart MC aus Dresden, der extra ein paar Zeilen für unsere Show geschrieben hat, und an die restlichen Jungs von NewDEF.

Zu Beginn des Wettkampfes konnte sich jede Gruppe kurz vorstellen. Ihr habt das nackt tanzend unter der Dusche getan. Wie kam es denn zu dieser Idee?


In diesem Jahr sollte sich jede Gruppe zu Beginn der Meisterschaft mit einem Trailer vorstellen. Wir hatten keinen Bock darauf extra etwas zu machen, da es zum Showtraining noch mehr Arbeit bedeutet hätte. Aber irgendetwas mussten wir ja tun, sonst hätten wir einen Nachteil gegenüber den anderen Gruppen gehabt. Also haben wir einfach das Video unter der Dusche gedreht. Wir wussten, dass das beim Publikum gut ankommen würde, und das mit Sicherheit alle etwas zu lachen hätten. Daher stand unsere Gruppenvorstellung ganz unter dem Motto: Breakdance nackt unter der Dusche (lacht).

Der Sommer ist in vollem Gange. Wird man euch auch wieder live auf den Straßen Dresdens sehen können?


Früher waren wir ehrlich gesagt öfters auf der Straße. Neben dem harten Training und sonstigen Verpflichtungen kommen wir nicht mehr zu ganz so vielen Straßenshows. Aber schließlich sind diese Auftritte der Ursprung unserer Gruppe. Und deswegen wird es auch in diesem Jahre noch einige Shows auf den Straßen geben.

Du gibst auch Tanzunterricht in Dresden. Wie kann man Dich denn am besten kontaktieren, wenn man sich für das Thema Breakdance interessiert?


Wer sich für Unterricht interessiert, kann auf meiner Website erfahren wann und wo etwas stattfindet. Ich freue mich immer über neue Gesichter. Wer möchte, kann auch gerne einfach so vorbeikommen und erst einmal reinschnuppern, wie die Sache mit dem Tanzen so abläuft.

Was ist Deiner Meinung nach das Wichtigste, was man mitbringen sollte, wenn man sich ernsthaft für Breakdance interessiert?


Ich finde es wichtig, dass man sich mit der Subkultur HipHop beschäftigt und vielleicht auch schon Taktgefühl oder kleine Vorkenntnisse mitbringt. Jegliche andere Tänze, die man beherrscht, oder auch Turnen und Akrobatik können hier nützliche Erfahrungen sein. Grundsätzlich muss man aber einfach die Sache lieben und sehr ehrgeizig sein!

Was sind jetzt die nächsten Sachen, die bei euch als Gruppe anstehen?


Mit unseren weiblichen drei Neuzugängen proben wir an einer neuen Show. Außerdem wollen wir natürlich bekannter werden und hoffen, dass wir mit unseren Trommlern auch wieder mehr machen werden. Wir träumen immer noch von richtig großen Shows. Daneben werden wir natürlich alles daran setzen, im nächsten Jahr den ostdeutschen Meistertitel zu verteidigen.

Und was steht in Deinem Terminkalender für 2008?


Neben den Beat Fanatics versuche ich, so gut es zeitlich eben geht, mehr Musik zu machen. Seit einiger Zeit schreibe ich auch Texte und bringe sie auf Beats. Parallel arbeite ich an meiner Solo-DVD mit Breakdancematerial, die hoffentlich allerspätestens 2010 erscheinen wird.

www.beatfanatics.biz & www.lifestylefreak.de



Gespräch und Interview : Martin Vejmelka

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