INTERVIEWS
Gabriella Cilmi - Die Frau ist die Bestimmerin
Gabriella, du bist als Tochter eines kalabrischen Einwandererpaares in Melbourne geboren. Wie italienisch bist du?
Gabriella Cilmi: Ziemlich. Wir Cilmis schreien uns gerne gegenseitig an, was wir natürlich nie böse meinen. Außerdem bin ich glaube ich gut darin, Männern das Gefühl zu geben, sie hätten alles im Griff. Aber die eigentliche Bestimmerin ist bei uns Italienern immer die
Frau.
Deine neue Single heißt „On a Mission“. Wie sieht sie denn aus, die Mission der Gabriella Cilmi?
Gabriella Cilmi: Rausgehen, mutig sein, es mit der Welt aufnehmen, deinem Bauchgefühl folgen und nicht zu viel darauf geben, was die anderen Leute sagen. Ich bin kein Mädchen, dass ständig mit dem Kopf durch die Wand rennen muss. Aber ich bin es gewohnt, mich im Musikgeschäft gegen die Vorstellungen von 45-jährigen Männern zu behaupten. Mit diesem Lied möchte ich gerade junge Menschen ermuntern, sich nicht manipulieren, sich keinen Blödsinn vormachen zu lassen.
Du warst 13, als dich ein Musikmanager in Melbourne bei einem Straßenfestival entdeckte, während du „Jumpin’ Jack Flash“ sangest. Wenig später hast du einen Plattenvertrag in der Tasche gehabt und bist nach London gezogen. Hast du dir je Blödsinn vormachen lassen?
Cilmi: Nein, ich bin nie ausgebeutet worden. Meine Eltern haben gut aufgepasst, sie sind anfangs mit nach London gekommen. Auch heute ist fast immer noch jemand von meiner Familie da, Mutter, Vater oder Tante. Es ist nicht leicht, schnell Entscheidungen zu treffen
und dieses Leben zu organisieren. Da ist es gut, wenn man jemanden in der Nähe, auf dessen Meinung man sich zusätzlich verlassen kann. Trotzdem bin ich letztlich ich, die sagt, was gemacht wird und was nicht.
Für eine 18-Jährige klingst du verdammt abgebrüht.
Cilmi (zuckt mit den Schulten): Mir bleibt nichts anderes übrig. Als ich noch jünger war, habe ich gar nicht viel nachgedacht und hatte überhaupt keine Angst vor dem, was da jetzt passieren würde. Je länger ich dabei bin, desto mehr habe ich das Gefühl, dass ich noch viel lernen muss.
Gehst du eigentlich noch zur Schule?
Cilmi: Ich bin mit 15 von der Schule gegangen, habe dann eine Weile Fernschule gemacht. Nach der elften Klasse habe ich aufgehört. Ich habe aber keine Sorge, dass ich verblöde. Ich liebe Geschichte, gehe ständig in Museen, und wenn diese Karriere mal nicht mehr läuft, möchte ich gerne Reiseleiterin werden, die den Touristen die Welt zeigt.
Hast du Vorbilder?
Cilmi: Sebastian Vettel. Wir haben uns mal bei einer TV-Show kennengelernt und wirklich toll verstanden. Ich finde es cool, wenn sich jungen Leute so toll in einem harten Beruf durchsetzen, wie er es getan hat. Schließlich ist er ja auch nur ein paar Jahre älter als ich.
Man hört immer wieder von Pop- oder Filmstars, die die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Amy Winehouse etwa, oder Linday Lohan. Könnte dir Ähnliches passieren?
Cilmi (bestimmt): Nein. Ich habe wirklich gute Menschen um mich herum, meine Eltern etwa sind völlig bodenständige Leute. Diese Horrorgeschichten über Drogen und Abstürze, die kenne ich auch nur vom Hörensagen. Zu mir ist das noch nicht vorgedrungen, ich habe derartiges nur aus der Entfernung gesehen und bin nicht wild auf ähnliche Erfahrungen. Das kann dein ganzes Leben zerstören. Ich trinke auch schon mal ein paar Gläser Wein, esse zuviel Pizza, mache zu wenig Sport und schlafe zu lange. Aber ich habe noch nie Drogen probiert.
Deine soulige und luftig-poppige Single „Sweet about me“ war 2009 in Großbritannien der erfolgreichste Song des Jahres und auch im Rest Europas ein größer Hit. Bist du jetzt berühmt?
Cilmi: Das Gefühl habe ich nicht. Es schreit niemand hinter mir her oder belästigt mich. Ich bin keiner dieser Teenie-Superstars aus Amerika, die ständig von den Medien gestalked werden. Mit einer Miley Cyrus möchte ich wirklich nicht tauschen.
Dein zweites Album „Ten“ klingt ganz anders als „Lessons to be learned“. Wieso eigentlich?
Cilmi: Ich wollte moderne Popmusik machen. Auch wenn ich alte Musik, speziell alten Soul. wirklich gern mag, so war es doch mein Wunsch, zeitgemäßer zu klingen. Und trotzdem auch noch ein bisschen retro. Für „Ten“ hat mich vor allem der Sound inspiriert, den Donna Summer in den Siebziger Jahren mit ihrem damaligen Produzenten Giorgio Moroder perfektioniert hat.
Gabriella, die Disco-Diva?
Cilmi: Klar, warum auch nicht?
Deine Outfits sind deutlich knapper und gewagter geworden. Spielst du jetzt mit 18 die Sex-Karte aus?
Cilmi: So sehe ich das nicht. Ja, ich bin älter und erwachsener, meine Klamotten passen aber zu meiner Musik und sind auf keinen Fall geschmacklos. Ich war auf einer katholischen Mädchenschule, das hat mich geprägt. Ich würde nie etwas Anrüchiges anziehen oder mich
auf eine Weise benehmen, die mir oder meiner Familie peinlich sein müsste.
Hast du den „Superman“, über den du auf deiner neuen Platte singst, denn schon gefunden?
Cilmi: Nein, der ist noch nicht aufgetaucht (lacht). Dieser „Superman“ ist nicht direkt ein Ex-Freund, aber doch ein Junge, den ich sehr gern gemocht habe. Wir haben uns kennengelernt und wurden gute Freunde, mehr nicht. Ich finde sowieso, nicht jeder Kerl, den du triffst und toll findest, muss gleich dein Freund oder Lover werden.
Triffst du denn viele Jungs?
Cilmi: Geht so. Jungs sind wirklich ein schwieriges Thema. Der letzte Junge, mit dem ich ausging, fing bei unserem Date eine Prügelei an. So einen ließe mein Papa gar nicht erst ins Haus. Ich muss aber auch wirklich nicht mit 18 schon den Mann fürs Leben finden. Irgendwann
wäre es dann natürlich nett, mit einem Mann zusammen zu sein, der zu Hause auf mich wartet, kocht und auf die Kinder aufpasst, während ich die Welt erobere.
Steffen Rüth
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