INTERVIEWS
Im Interview: ANTHONY ROTHER
Ja genau.
Und warum setzt du nicht auf digitales Equipment?
Als ich angefangen habe, gab diese Technik noch nicht. Das was ich „live“ mache, bekommt man mit einem Controller und einem Laptop nicht hin, man kann es nicht umsetzen. Ich brauche meine ganzen Geräte, die Tastatur zum einspielen, die verschiedene Synthies, wie meinen Vocoder, Effektgerät und mein Mischpult um den Liveact abzumischen. Es ist einfach schwierig das mit einem Computer umzusetzen.
Du variierst deinen Liveact auch sehr viel, richtig?
Ja genau, ich habe halt verschiedene Sequenzer zwischen denen ich hin und her schalte, sowie Effektvariationen. Man wäre sehr eingeschränkt mit einem Computer.
Wie muss man sich den Ablauf bei deinem Liveact vorstellen?
In meinen Sequenzern laufen verschiedene Sequenzen ab die ich live arrangiere. Mein ganzer Liveact ist im Grunde genommen eine Improvisierung, ein Jam. Der Liveact wird immer wieder neu gemacht, ich habe nichts Vorgefertigtes.
Ich habe mal den Ablauf deines Liveact bei der Loveparade gesehen, als du Father in einer 9 Minutenversion gespielt hast. Du variierst auch viel mit der Stimme, z.B. durch das Megaphone, richtig?
Ja genau, das ist aber auch immer abhängig wie ich drauf bin vom Moment her.
Du meinst von der Stimmung der Leute?
Ja genau, so wie ich das spüre bzw. so wie die Atmosphäre ist. In dem Moment in dem ich spiele entsteht das Ganze. Jeder Liveact ist immer verschieden. Da bin ich auch ganz froh drüber, weil ich mich mit der Zeit langweilen würde. Es ist zwar ein großes Risiko
irgendwo, es ist aber auch spaßiger als andere Varianten.
Hast du schon mal Abstürze seitens von deiner Technik?
Das passiert auch hin und wieder mal. Es ist ehr selten. Ich denke mir immer das ein Computer anfälligerer ist als ein Analog-Instrument, ist das so?
Das kommt drauf an. Ich hatte zu meinen Anfangszeiten einen Laptop zum sequencing eingesetzt und das hat im Grunde genommen eigentlich immer funktioniert bis auf 1-2 Mal. Computer sind heutzutage recht stabil geworden, was das Betriebssystem betrifft.
Ich benutze zum Beispiel für mein DJ-Set Ableton und das hat bis jetzt, Gott sei Dank, immer funktioniert. Wie beim Rechner, kann es aber auch Probleme geben bei der Hardware, da kann immer mal was kaputt gehen, z.B. beim Transport. Mir ist es auch schon mal passiert das ich irgendwo hingekommen bin und dann ging mein MPC nicht mehr oder ein Synthie war kaputt, dann muss man halt improvisieren. Es kam dadurch auch schon mal vor, dass ein Liveact halt nicht stattfinden konnte. Das gab es in meiner ganzen Karriere 1 oder 2 Mal.
Also hast du immer einen Plan-B per Rad? Wenn der Sequenzer kaputt ist, dann geht gar nichts mehr, richtig?
Ja, richtig. Ich habe 3 Sequenzer, wenn der Große kaputt ist, dann wird es problematisch. Aber die MPCs sind und waren da eigentlich immer recht zuverlässig und funktioniert.
Produzierst du jetzt ausschließlich digital im Gegensatz zu früher?
Die erste Digitalproduktion war das „Beuys von Telekraft“ – Album. Ich meine, das ist ja immer so eine Sache mit diesem Digital. Damit ist gemeint dass die komplette Produktion im Rechner gemacht wurde. Heutzutage, 2010, ist es gar kein Problem mehr digital zu
produzieren. Zwischen 2004 – 2007 war das noch was Besonderes gewesen, wenn man eine Produktion im Computer gefahren hat. Das war damals für mich eine Herausforderung einfach mal zu schauen, wie weit kommt man jetzt mit dem Rechner.
Ist es nicht schwieriger einen Überblick zu behalten wenn man analog produziert, als digital?
Man hat in der digitalen Welt von der Flexibilität mehr Möglichkeiten, was im analogen Bereich schwieriger umzusetzen ist. Im analogen Bereich hat man halt „wirkliche“ Geräte die man ansteuern, verkabeln und programmieren muss. Bei richtig alten analogen Geräten musste man während der Aufnahme an den Reglern drehen, da kann man nicht die Kurven zeichnen. Ist halt was anderes wenn man an einem Gerät drehen kann, als das man am Rechner virtuell mit der Maus Grafik-Regler bewegt.
Da wäre es schon besser wenn man einen Controller hat zum ansteuern!
Erstmal das und es hat klanglich auch noch einen kleinen klanglichen Vorteil bei den analogen Geräten.
Gibt es geregelte Zeiten für deine Studiogänge? Wie lange dauert im Schnitt eine Produktion?
Kreative Sachen mache ich meistens nachts, von abends um 10 Uhr bis morgen um 5 Uhr. Tagsüber mach ich meistens die Fleiß-Arbeiten. Ich produziere im Moment gerade mein nächstes Album, da fahre ich auch ab und zu mal Doppelschichten. In der Endphase bin ich dann tagsüber und nachts auch am arbeiten.
Wie kombinierst du deine digitalen Produktionen mit deinem analogen Liveact? Samples du die Produktion ab?
Genau, es werden Teile vom Track gesamplet und Teile werden mit den Geräten aus meinem Liveset nachprogrammiert. Es gibt eine Mischung. Viele Klänge werden auch gesamplet weil man sie schwer mit anderen Geräten nachprogrammieren kann.
Worin liegt der musikalische Unterschied zwischen deinem Liveact und wenn man die als DJ-Set bucht?
Bei meinen DJ-Set lege ich mit Ableton auf und einem extra Mischpult mit 8 Kanälen und kann damit im Grunde genommen 8 Tracks oder Loops ineinander mischen mit Effekten und extra
Sequenzen und Spuren die ich dazu mische. Wenn bei einem klassischen DJ-Set ein Track in den nächsten übergeht, füge ich in meinem DJ-Set noch kleine Sachen hinzu.
Ja mit einem 8 Spur-Gerät kann man ja auch viel mehr machen, richtig?
Ja man kann auf jeden Fall mehr machen, es mach nicht immer Sinn wenn man 4 oder 5 Tracks übereinander schichtet, das klingt halt nicht. Ich habe auch 1-2 Track in denen ich Einzelteile auseinander genommen habe. Bei Kraftwerk-Stücken zum Beispiel, diese baue ich dann im Set mit ein und Jame halt damit.
Dein letztes Release auf Datapunk war im April 2009 mit dem Namen Dance!, hast du schon
wieder was Neues in Planung für dieses Jahr, noch bevor dein neues Album erscheint, eine Art Auskopplung?
Das neue Album ist Popkiller 2, von welchem es im April eine Single-Auskopplung geben wird, bis dann am 28.Mai das komplette Album erscheinen wird. Wenn man alle deine Tracks betrachtet, stellt man fest das so ziemlich Jeder zum Hit geworden ist.
Hast du als Künstler schon eine Vorahnung wenn du den Track fertig produzierst?
Ich habe halt viel Glück gehabt, das ist ja immer so eine Sache, es gibt natürlich Phasen in denen ich einen guten Lauf habe, was die Produktionen betrifft. Man selber hat immer einen anderen Einblick auf seine eigene Arbeit, als wenn man die Meinungen anderer betrachtet. Wenn ich produziere mache ich die Musik die mir persönlich gefällt. Ich mache die Musik in erster Linie für mich und man prägt eine Tendenz in der man sagt, das gefällt mir gut, das könnte anderen auch gefallen. Ich habe ja auch Freunde und befreundete Musiker mit denen man sich trifft und die produzierten Sachen gegenseitig vorspielt. Dann bekommt man ja auch schon erste Reaktionen Reaktionen zurück. Man hofft dann dass die Sachen die dem engsten
Freundeskreis gefallen, auch der breiten Masse gut ankommen. Genau wissen, kann man das jedoch nicht. Man wünscht sich immer dass es ein Hit wird, jedoch spielt der Zeitgeist mit eine große Rolle. Ich habe bei meinen Produktionen nie irgendwas lange liegen lassen, sondern immer alles hintereinander weg fertiggestellt. Meistens wurden die Datapunk-Sachen schon 2 Wochen nach der Produktion raus gebracht. Elektronische Musik ist mittlerweile ein Trend, da sollte es nicht lange dauert bis das Ganze erscheint.
Eigentlich kann man sagen es gibt einen Überschuss, richtig?
Ja man kann schon gar nicht mehr konsumieren weil es soviel ist! Man kann höchstens strichprobenartig Musikstück auswählen und diese konsumieren. Ich merke das immer wenn ich mir Track kaufe für mein DJ-Set, dann bin ich in der Regel um die 10 Stunden beschäftigt.
Man muss sich erstmal einen Überblick verschaffen. 80% der Sachen die ich höre gefallen mir nicht oder passen vom Sound nicht. Die anderen 20% kommen in die engere Auswahl. Das Suchen nach den Tracks ist super mühsam. Ich habe auch keine Lust mir die Charts anzuhören und daraus zu wählen, das ist mir zu langweilig.
Wenn man sich deinen Sound über die Jahre zurückverfolgt, stellt man fest dass du deiner Linie immer treu geblieben bist und nicht mit dem Minimal-Strom mitgeschwommen bist. Bleibst du bei Moderntronic?
Das ist ja immer so eine Sache. Also im Moment bleibt der Sound mit kleinen Abzweigungen immer zentralisiert. Aber es kann auch sein das man als Künstler auf etwas ganz
Neues stößt, wodurch sich dann radikal der Sound verändert. Bevor ich Datapunk gegründet habe, habe ich klassischen Electro produziert. Sehr düster und angelehnt an Kraftwerk. Plötzlich kam der Datapunk-Sound wodurch sich radikal mein Sound geändert hat. Wenn man
sich meine neue Webseite anschaut, dann kann man sich anhören wie die Entwicklung vom Sound bisher bei mir war.
www.thecaves.de -- Interview by Lineup-Magazin
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