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Subway To Sally auf Kreuzfeuer-Tour

Ende März haben sie mit „Kreuzfeuer“ ihr zehntes Studio-Album vorgelegt. Für eine deutschsprachige Truppe ist diese Kontinuität eher ungewöhnlich. Seit 1990 feilt sie an ihren musikalischen Visionen. Und die variieren zwischen den Polen Folk, Rock und Metal. Im Laufe der Jahre hat das einzigartige Jonglieren mit den Genrenoten zu einer stetig wachsenden, geradezu fanatischen Anhängerschaft geführt. Und wer hat die deutsche Musiklandschaft so maßgeblich mit geprägt? Subway To Sally heißen die Zauberworte. Die Klanglandschaft wird neben der klassischen Rhythmusgruppe, aus Schlagzeug und Bass und der Gitarre, auch durch so ungewöhnliche Instrumente geschaffen, wie Sackpfeife, Oboe, Trummscheit, Violine oder Mandoline. Doch nicht nur der Instrumentenklang hat den Mythos von Subway To Sally begründet. Die einzigartige und einprägsame Stimme des Frontsängers Eric ‚Fish‘ Hecht tut ein Übriges. Kurz vor Jahresende, am 29.Dezember, schlagen sie ein weiteres Mal ihre Zelte im Dresdner Alten Schlachthof auf. Für Subway To Sally ein legendärer Ort. Am 28. Dezember 2007 wird dort ein Konzert der „Bastard“-Tour aufgenommen, welches im September 2008 als „Schlachthof“ betitelte DVD erscheint. Franz X.A. Zipperer schnappte sich Frontmann Eric ‚Fish‘ Hecht und den Mann am Schlagzeug, Simon Michael, um sie nach Strich und Faden über ihr umtriebiges Potsdamer Septett auszufragen.

subway to sallyFranz X.A. Zipperer (fxaz): Magst du einen Versuch wagen, den Mythos von Subway To Sally zu erklären?


Simon Michael (simi): Den Mythos und den stetigen Aufstieg der Band macht die gesunde Mischung aus Ingo Hampfs Gitarrenarbeit oder Eric ‚Fish‘ Hechts Stimme aus. Hinzu kommen Michael „Bodenski“ Bodens Texte. Einfach eine Mischung aus allem, was wir alle gemeinsam auf die Beine stellen. Die letzten beiden Jahre, der große Erfolg von Bastard, der Sieg beim Bundesvision Songcontest haben diesen Mythos weiter gefestigt Wir stehen seitdem noch mehr unter Strom.

fxaz: Der Stil, der diesen Mythos begründet hat, wird der bleiben oder ziehen da am Horizont Änderungen herauf?

Eric ‚Fish‘ Hecht (fish): Ich denke, dass wir unseren Stil beibehalten werden. Das was wir machen, können wir auch einfach am besten. Und solange es allen solch einen Spaß macht, warum sollten wir über Grundsätzliches nachdenken? Aber klar, nichts ist für die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Man muss sich als Musiker weiterentwickeln dürfen. Etwas anderes aber ist auch klar, wir werden immer anspruchsvolle Musik machen.
fxaz: Die aktuelle Platte „Kreuzfeuer“ klingt deutlich bandbezogener als die vorherige, „Bastard.“

simi: Es freut mich, dass das zu hören ist. Es stimmt, dass fast alles innerhalb der Band geblieben ist. Die Songs haben wir wieder als gesamte Band geschrieben und arrangiert. Das kann natürlich nicht ohne hörbare Auswirkungen auf den Sound bleiben, ...

fxaz: ... hat „Kreuzfeuer“ auch deshalb wieder Terrain an der folkigen und melodischen Front zurück gewonnen?

fish: Die brettige Härte ist vielleicht in ihrer Durchgängigkeit ein wenig in den Hintergrund getreten. Die für Subway To Sally aber so wichtigen Rockriffs, die sind nicht weg. Auch und gerade durch das Revival von Ingo Hampfs typischem Gitarrenspiel. Schöne Stückbeispiele dafür sind „Die Jagd beginnt“ oder „Komm in meinen Schlaf“, ...

simi: ... wir haben zudem viel mit Instrumenten experimentiert, viele neue akustische Instrumente verwendet, zum Beispiel eins mit dem Namen Geierleier. Da sich die Leier durch nahezu jeden Song zieht, ist auch eine betont folkige Komponente schon deutlich wahrnehmbar.

fxaz: Neben eurer Musik sind es die intelligenten deutschen Texte, die durch ihren Metaphernreichtum ebenfalls von Beginn an am Subway To Sally-Mythos mitstricken. Auch da bleibt alles beim Alten?

simi: Eine Frage, die eigentlich an unseren Texter Michael „Bodenski“ Boden geht. Aber ich versuche mich mal an einer Antwort. Unsere Stücke müssen eine Geschichte erzählen. Auch weiterhin. Einfach nur einen Text über grüne Wiesen und gelbe Blümchen herunterzusingen, funktioniert bei Subway To Sally schlichtweg nicht. Michael „Bodenski“ Boden hat ein Talent, diese Geschichten ohne jegliches Klischee, aber voller Tiefgang zu erzählen. Auch dann, wenn es dabei um ein solch schwieriges Thema wie Religion geht, wie im Stück „Vater“ der aktuellen CD.  Aber vielleicht hat er es auch deshalb so drauf, weil er studierter Germanist ist?

fxaz: Subway To Sally begreifen jede Tour als etwas Besonderes. Was erwartet das Publikum denn diesmal?

simi: Die bisher aufwändigste Subway To Sally-Bühnenshow, die es je gab. Eine, die
sicherlich alles in den Schatten stellt, was wir bisher an Livepräsentation hatten. Dementsprechend werden nicht einfach nur ein paar neue Songs in die Setlist eingebaut, ...

fxaz: ... geht’s auch ein wenig konkreter?

fish: Nö, dann wäre ja die Überraschung weg. Aber einen kurzen Blick auf die Setliste, den gestatte ich. Neben unseren Klassikern “Kleid aus Rosen”, “Minne”, ”Knochenschiff”, “Unsterblich” oder “Falscher Heiland” spielen wir Stücke der beiden letzten Alben “Bastard” und “Kreuzfeuer.” Wie gesagt, ein kurzer Blick. Eins noch, mit der kroatischer Truppe Omega Lithium haben wir auch eine coole Vorband dabei.


Da bleibt den Neugierigen nur eins. Zwischen den Jahren nach Dresden in den Alten Schlachthof zu pilgern. Auf eins ist bei Subway To Sally zweifelsfrei Verlass. Obwohl die Band wie eine gut geölte, perfekt aufeinander abgestimmte Maschinerie funktioniert, spielt bei so großer Routine im Handwerk eine noch viel größere Leidenschaft mit. Und auch die gewohnte Soundgewalt, auch die wird in Dresden präsent sein.

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