INTERVIEWS
Die Skeptiker erheben erneut ihre Stimme
Die Skeptiker haben mit ihrer schnellen Härte der fast opernhaften Stimme von Eugen Balanskat ein traumhaftes Surfbrett geliefert. Die politisch und lyrisch anspruchsvollen Texte kitzeln immer den Nerv der Zeit. Aus dem Kitzeln wird auch schon mal stechender Schmerz. So brachial auf den Punkt bringt der Frontmann die Kommentare zur Zeit. Noch bei AMIGA erscheint 1990 die Platte „Harte Zeiten.“ Danach steigt die komplette Band aus und Eugen Balanskat macht mit wechselnden Musikern weiter. Es folgen 1991 der Klassiker „Sauerei“ und 1998 als zunächst letzte CD der Flop „Wehr Dich!“ 2000 gibt es die Skeptiker nicht mehr. Schluss. Aus.Vorbei. Doch eine Katze wie Eugen Balanskat lässt das Mausen nicht. Im Sommer 2007 gibt es Auftritte auf einigen Festivals, im späten 2007 auch eine weitere Tournee. Jetzt steht die neue CD in den Läden und Franz X.A. Zipperer durfte dem Ex- und Wiederfrontmann Eugen Balanskat dazu befragen.

Eugen Balanskat (euba): Ob das so innig ist? Es gibt Enttäuschung landauf, landab. Und zwar darüber, dass sich aus dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten kein neuer Versuch eines veränderten Systems ergeben hat. Eine vertane Chance. Ich weiß, dass viele Leute aus dem ehemaligen Osten eine andere, klarere Sicht auf die Dinge haben. Sie haben Erfahrung mit zwei gesellschaftlichen Realitäten durchlaufen. Der normale Westbürger nur eine.
fxaz: Und darüber musst du singen?
euba: Unbedingt. Solange ich nicht das Gefühl habe, das in politischer Hinsicht alles rund oder zufrieden stellend läuft in diesem Lande, werde ich dazu auch Stellung zu beziehen. Deutlich und klar. Schließlich entstammen wir ja nicht der Funpunk-Fraktion.
fxaz: Was bedeutet dann Punk heute für dich?
euba: Rückblickend ist Punkrock die Musik meiner pubertären Jugendzeit. Und da alte Liebe bekanntlich nicht rostet lasse ich Punk-Einflüsse gerne auch in aktuelle Stücke einfließen. Heute sehe ich Punk als persönliche Sicht einer Freiheit. Als eine Haltung. Ein Lebensgefühl.
fxaz: Von der Wirkung her gesehen, was vermag Punk zu leisten?
euba: So wie wir ihn aufbereiten, kann er dem Publikum zwar das Gefühl vermitteln, mit ihren Problemen und Befindlichkeiten nicht allein zu sein. Und diese Art von Stärkung ist ja schon mal was. Eine weiterreichende Kraft von Musik halte ich für eine Illusion.
fxaz: Ist die Kraft der Musik denn wenigstens so stark, dass du davon leben kannst?
euba: Leben kann ich von der Musik nicht. Ich jobbe als Veranstaltungshelfer, im Messebau, bei Umzügen. Es geht darum, sich über Wasser zu halten eben. Wer so lebt, hat aber keinen abgehobenen Blick. Das hilft auch beim Stückeschreiben.
fxaz: Du betrachtest die Welt also aus einer prekären Situation heraus. Braucht es die, um politisch glaubwürdig Musik machen zu können?
euba: Das kann man so nicht sagen, Erfolg wünscht man sich selbst doch immer. Zumal Musik für mich immer noch eine Traumerfüllung ist. Auch professionelles Musizieren und politische Glaubwürdigkeit schließen sich ja nicht aus. Ich gebe allerdings zu, wenn Die Skeptiker beispielsweise so erfolgreich wären wie die Toten Hosen oder Die Ärzte, wäre es natürlich mit dem Außenseiterdasein, dass wir jetzt führen, wohl vorbei. Das heißt aber nicht in jedem Fall, dass es mit Glaubwürdigkeit auch den Bach runter gehen muss.
fxaz: Kristallisiert sich eigentlich über die Jahre aus der eigenen Arbeit ein ganz bestimmtes Lieblingsstück heraus, das alle Platten überdauert?
euba: Von den allen Platten ist es „Der Rufer in der Wüste.“ Wer sich am 20.November in die Dresdner Scheune aufmacht, der wird Die Skeptiker mit scharfen Krallen erleben. Sie zeigen, wie wenig die zeit ihren Themen anhaben konnte. Aggressiv und rau werden gegenüber einer satten Gesellschaft nachdenkliche aber wortgewaltige Kampfansagen formuliert. Denn der Verweis im Albumtitel auf Berthold Brechts „Erst kommt das Fressen und dann die Moral“, ist ja nicht zufällig gemacht worden. Aber sind nicht das genau die Gründe, weswegen man zu einem Konzert von Die Skeptiker geht?
Anzeige
KOMMENTAR SCHREIBEN
WEITERE INTERVIEWS
Halb sitzt, halb liegt Bob Ritchie, 39, auf dem Sofa seines Zimmers im Berliner „Grand Hyatt Hotel“. Der Mann, den man als Kid Rock kennt, raucht eine Zigarre, verhält sich ansonsten aber sehr brav und freundlich.
Anlass unseres Gesprächs ist sein neues Album „Born Fr ...mehr
Von der Straße auf die großen Konzertbühnen Stilbruch feiern fünften Geburtstag Die drei Musiker der Dresdner Band Stilbruch feiern in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag. Aus diesem Anlass haben sich Sänger und Cellist Sebastian Maul, Friedemann Hasse an der Violine ...mehr
Doch, man hat sie vermisst. Zwischen 2003 und 2008 waren Wir Sind Helden praktisch
allgegenwärtig und ausgesprochen beliebt. Speziell ihre ersten beiden Album „Die Reklamation“ (2003) und „Von hier an blind“ (2005) mit Hits wie „Guten Tag“, „Müsse ...mehr
Ich + Ich sind der ehemalige Boybandsänger Adel Tawil und Annette Humpe, die mit ihrer
Band Ideal bereits in den 80er Jahren musikalische Erfolge feierten. Mit ihrem dritten gemeinsamen Album, „Gute Reise“, geht Sänger Adel auf die vorerst letzte Tour.
„Gute Reise&ldq ...mehr
Das Hotel Sunset Marquis liegt im Westen Hollywoods und besteht aus lauter kleinen Bungalows. In einem davon sitzt Chester Bennington, der 34 Jahre alte Sänger von Linkin Park, und gibt Auskunft zu „A Thousand Suns“, dem neuen Album seiner Band. Linkin Park gehören mit ihrem hy ...mehr
ANZEIGE
NEUE NACHRICHTEN
Am Sonnabend, 3. Juni 2023, veranstaltet die ukrainische Gemeinschaft anlässlich des Internationalen Kindertages (1. Juni) im Festsaal des Neuen Rathauses, Rathausplatz 1, von ... mehr
Ab Dienstag, 30. Mai 2023, können sowohl die Beschäftigten der Landeshauptstadt Dresden als auch alle Besucherinnen und Besucher wieder das Betriebsrestaurant im Dresdner Ratsk ... mehr
Anzeige