PORTRAITS
Get Well Soon Der stoische Schöngeist
Er hat es versucht. Bloß: Es ist ihm nicht gelungen. „Anfangs hatte ich durchaus das Ziel, eine Platte zu machen, die heller klingt als meine erste“, sagt Konstantin Gropper. „Aber ich habe schnell festgestellt, dass heitere oder leichte Musik nicht so mein Ding ist.“ Aus dieser Erkenntnis zog Gropper, der seine Band Get Well Soon nennt, die für ihn einzigmögliche Konsequenz und nahm mit „Vexations“ ein Album auf, das noch wertiger, schwelgender nd verschwenderisch instrumentierter daherkommt als sein zwei Jahre altes und allseits gelobtes Debüt „Rest now, weary Head! You will get well soon“.
„Die Musik ist mir ein ernsthaftes Anliegen, das ich mit hohem künstlerischen Einsatz verfolge“, so der gebürtige Schwabe, der aus Biberach kommt und seit zwei Jahren in Berlin lebt. Seine Lieder sind ungemein reichhaltig und komplex. Gropper bringt Instrumente wie Xylophon oder Marimba zum Einsatz. Und da der früh mit klassischer Musik und humanitärer Bildung in Berührung gekommene Sohn eines Musiklehrers „Vexations“ – im Gegensatz zum Debüt – nicht in seinem alten Kinderzimmer sondern einem richtigen Tonstudio aufgenommen hat, gönnt er sich gar ein richtiges Streicherquartett. Im Rahmen von Popmusik hat man es bei „Vexations“ also glasklar mit Hochkultur zu tun.
Zugleich aber solle man nicht den Künstler mit der Kunst verwechseln. „Im wirklichen Leben bin ich nicht der Miesepeter, für den ich aufgrund meiner Lieder häufig gehalten werde. Dass meine Musik pessimistisch und oft traurig klingt, muss nichts damit zu tun haben, dass es mir im wirklichen Leben schlecht geht.“ Da hat er recht. Im Gespräch macht der 27-Jährige einen
angenehmen, aufgeräumten und klugen, wenn auch zuweilen etwas altklugen, Eindruck. Gropper, der einst nach dem Abi an der „Popakademie“ in Mannheim studierte, aber bald merkte, dass der dort gelehrte geradlinige Weg ins Musikgeschäft für ihn nicht das Richtige war, hat zudem bemerkt, „dass gerade diese typischen, gutgelaunten Unterhaltungsmusiker einen eher unausgegorenen Eindruck machen.“ Während er selbst „viele positive Gefühle fürs Leben übrig“ habe, da er die ganzen Abgründe ja schon in seinen Songs verbrate.
„Wenn ich jeden Abend „’Viva Colonia“ singen müsste, hätte ich wahrscheinlich nicht mehr viel Frohsinn übrig. „Vexations“ heißt auf gut Deutsch „Ärgernisse“, Konstatin fand das recht ungebräuchliche Wort auch deshalb so schön, „weil nicht jeder gleich weiß, was es bedeutet.“ Ja, der Mann scheint ein wenig be seelt davon, Bildung unters Volk zu bringen. „Irgendwo las ich neulich über mich, ich sei angetreten, um das kulturelle Niveau des Landes zu heben. Das
ist übertrieben, aber ich halte auch nichts davon, mein Niveau nur deshalb abzusenken, damit ich den größtmöglichen Massenkonsens erreiche. Das soll alles nicht elitär klingen, aber ich halte zum Beispiel auch gar nichts davon, dass man in der Schule jetzt mehr und mehr zu übergeht, Comics zu lesen.
“Gropper bedient sich lieber bei den großen Dichtern und Philosophen. Das erste Stück „Nausea“ ist gleich mal von Jean-Paul Satres Roman „Der Ekel“ inspiriert, desweiteren befasst er sich in „We are Ghosts“ mit Karl Marx und der „leichten Tendenz gerade unter jungen
Leuten, die Errungenschaften der Aufklärung rückgängig machen zu wollen“. Den Überbau des Werkes aber bilden die Lehren des Griechen Seneca. Jener hat einst den Stoizismus erfunden, also die Lehre von der Gelassenheit. Als Stoiker sieht sich auch Konstantin Gropper.
„Ich bin selten zornig und der Meinung, dass wenige Sachen es Wert sind, sich über sie aufzuregen.“ Sein größtes Vorbild in dieser Hinsicht und überhaupt ist Werner Herzog, der legendäre Regisseur, der einst die Launen des unberechenbaren Klaus Kinski aushalten
musste und dem Konstantin den Song „Werner Herzog gets shot“ gewidmet hat. „Herzog ist der perfekte Stoiker.“ Aber nicht nur das. „Einmal ist er angeschossen worden und hat einfach weitergedreht. Der Mann wäre buchstäblich für seine Kunst gestorben, und das finde ich wirklich großartig und bewundernswert.“
Steffen Rüth
„Die Musik ist mir ein ernsthaftes Anliegen, das ich mit hohem künstlerischen Einsatz verfolge“, so der gebürtige Schwabe, der aus Biberach kommt und seit zwei Jahren in Berlin lebt. Seine Lieder sind ungemein reichhaltig und komplex. Gropper bringt Instrumente wie Xylophon oder Marimba zum Einsatz. Und da der früh mit klassischer Musik und humanitärer Bildung in Berührung gekommene Sohn eines Musiklehrers „Vexations“ – im Gegensatz zum Debüt – nicht in seinem alten Kinderzimmer sondern einem richtigen Tonstudio aufgenommen hat, gönnt er sich gar ein richtiges Streicherquartett. Im Rahmen von Popmusik hat man es bei „Vexations“ also glasklar mit Hochkultur zu tun.
Zugleich aber solle man nicht den Künstler mit der Kunst verwechseln. „Im wirklichen Leben bin ich nicht der Miesepeter, für den ich aufgrund meiner Lieder häufig gehalten werde. Dass meine Musik pessimistisch und oft traurig klingt, muss nichts damit zu tun haben, dass es mir im wirklichen Leben schlecht geht.“ Da hat er recht. Im Gespräch macht der 27-Jährige einen
angenehmen, aufgeräumten und klugen, wenn auch zuweilen etwas altklugen, Eindruck. Gropper, der einst nach dem Abi an der „Popakademie“ in Mannheim studierte, aber bald merkte, dass der dort gelehrte geradlinige Weg ins Musikgeschäft für ihn nicht das Richtige war, hat zudem bemerkt, „dass gerade diese typischen, gutgelaunten Unterhaltungsmusiker einen eher unausgegorenen Eindruck machen.“ Während er selbst „viele positive Gefühle fürs Leben übrig“ habe, da er die ganzen Abgründe ja schon in seinen Songs verbrate.
„Wenn ich jeden Abend „’Viva Colonia“ singen müsste, hätte ich wahrscheinlich nicht mehr viel Frohsinn übrig. „Vexations“ heißt auf gut Deutsch „Ärgernisse“, Konstatin fand das recht ungebräuchliche Wort auch deshalb so schön, „weil nicht jeder gleich weiß, was es bedeutet.“ Ja, der Mann scheint ein wenig be seelt davon, Bildung unters Volk zu bringen. „Irgendwo las ich neulich über mich, ich sei angetreten, um das kulturelle Niveau des Landes zu heben. Das
ist übertrieben, aber ich halte auch nichts davon, mein Niveau nur deshalb abzusenken, damit ich den größtmöglichen Massenkonsens erreiche. Das soll alles nicht elitär klingen, aber ich halte zum Beispiel auch gar nichts davon, dass man in der Schule jetzt mehr und mehr zu übergeht, Comics zu lesen.
“Gropper bedient sich lieber bei den großen Dichtern und Philosophen. Das erste Stück „Nausea“ ist gleich mal von Jean-Paul Satres Roman „Der Ekel“ inspiriert, desweiteren befasst er sich in „We are Ghosts“ mit Karl Marx und der „leichten Tendenz gerade unter jungen
Leuten, die Errungenschaften der Aufklärung rückgängig machen zu wollen“. Den Überbau des Werkes aber bilden die Lehren des Griechen Seneca. Jener hat einst den Stoizismus erfunden, also die Lehre von der Gelassenheit. Als Stoiker sieht sich auch Konstantin Gropper.
„Ich bin selten zornig und der Meinung, dass wenige Sachen es Wert sind, sich über sie aufzuregen.“ Sein größtes Vorbild in dieser Hinsicht und überhaupt ist Werner Herzog, der legendäre Regisseur, der einst die Launen des unberechenbaren Klaus Kinski aushalten
musste und dem Konstantin den Song „Werner Herzog gets shot“ gewidmet hat. „Herzog ist der perfekte Stoiker.“ Aber nicht nur das. „Einmal ist er angeschossen worden und hat einfach weitergedreht. Der Mann wäre buchstäblich für seine Kunst gestorben, und das finde ich wirklich großartig und bewundernswert.“
Steffen Rüth
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