PORTRAITS
Dresden und seine sterbenden Vereine
So schlecht wie dem Kultur Aktiv e.V. geht es zur Zeit vielen Dresdner Vereinen – doch nicht jeder kann sich selbst retten.
Er hat sein eigenes Büro zugemauert, seine Mitarbeiter öffentlich versteigert und einen Spendenaufruf fürs Überleben seines Vereins gestartet. Die Rede ist von Mirko Sennewald. Im November musste sein Verein Kultur Aktiv Bankrott vermelden und sorgte daraufhin mit solch spektakulären und teils aberwitzigen Aktionen für Aufsehen. Die schlechte „Gerade ist alles wieder im Fluss“, sagt Sennewald. „Das Büro funktioniert wieder, und wir kommen dank der großen Unterstützung erstmal bis Juni hin.“ Spenden von bislang 3 450 Euro ermöglichten es, die selbst errichtete Mauer vor dem Vereinsbüro Stück für Stück abzureißen und erneut
an die Arbeit zu gehen. Am 16. Januar folgte ein weiterer symbolischer Befreiungsschlag – eine Klubnacht unter dem Motto „Goodbuy Kultur Aktiv“ mit 23 beteiligten Dresdner
Klubs und Kneipen.
„Sinn und Zweck der Übung war es, dass sich alle Beteiligten hinter uns stellen und bekunden, dass das Dresdner Kulturleben externe Veranstalter und Vereine wie den Kultur Aktiv braucht“ so Sennewald. Ob Blue Note, Chemiefabrik oder Alter Schlachthof – unterschiedlichste Dresdner Klubs zeigen sich am Sonnabend solidarisch. „Wir hatten alle befreundeten Clubs und Bars um Unterstützung gebeten. Dabei ging es aber keineswegs darum, Geld für uns zu sammeln, sondern die kulturelle Bandbreite Dresdens aufzuzeigen“, so Sennewald. Jeder Klubbesitzer konnte so viel spenden wie er möchte. „Es sollen ja nicht diejenigen bezahlen, die selbst ums Überleben kämpfen“, sagt Sennewald. Die Situation des Kultur Aktiv e. V. schien Ende letzten Jahres nahezu aussichtslos: Nur 5 000 Euro des benötigten Finanzbedarfs von 75 000 Euro für 2009 wurden vom Kulturausschuss bewilligt. Zwar wurde die Förderung für 2010 am 15.Dezember auf 14 400 Euro erhöht. „Aber mit rund 1 000 Euro im Monat kann man höchstens das Büro und die Telefonkosten bezahlen, kein Personal“, so Sennewald.
„Auf den Punkt gebracht, handelte es sich um Schlamperei. Denn die Vorlage, die das Kulturamt an den Kulturausschuss geliefert hat, war gelinde gesagt unseriös“, sagt er. So sei nicht deutlich genug begründet worden, warum der Verein dringend auf die veranschlagten Fördergelder angewiesen ist. Andere Vereine wie die Feuerwache Loschwitz seien ebenso betroffen gewesen. „Schuld und Ursache liegen beim Kulturamt. Die Stadträte haben nicht aus bösem Willen entschieden, dass wir nur 5 000 Euro bekommen, sondern sie wussten schlichtweg nicht Bescheid über unsere Situation“, so Sennewald, der sich politisch für die Dresdner FDP engagiert. Vielen Vereinen würde von der Kulturverwaltung von vornherein klargemacht, dass es keinen Sinn hätte, überhaupt Fördergelder zu beantragen.
Viele Kulturaktivisten arbeiten aufgrund der angespannten Situation zurzeit für eine geringe Aufwandsentschädigung. Kein Wunder, dass während der öffentlichen Personalversteigerung im Rathaus im November fähige Köpfe des Kultur Aktive. V. von der Stadt heftig umworben wurden. „Dass das so kommt, hatte ich ein bisschen unterschätzt“, so Sennewald. Ohne eine stabile Finanzsituation der Dresdner Kulturvereine, so viel ist sicher, würde der Stadt einiges an buntem Kulturleben verloren gehen. Man denke nur an etablierte Festivals wie „Pragomania“ sowie die vielen Austauschprojekte des Kultur Aktiv e. V. mit Osteuropa. Und ohne Sennewald und Co. wäre der „Zug der Freiheit“ zum 20-jährigen Jubiläum
des Mauerfalls gar nicht erst losgefahren. (tv)
Er hat sein eigenes Büro zugemauert, seine Mitarbeiter öffentlich versteigert und einen Spendenaufruf fürs Überleben seines Vereins gestartet. Die Rede ist von Mirko Sennewald. Im November musste sein Verein Kultur Aktiv Bankrott vermelden und sorgte daraufhin mit solch spektakulären und teils aberwitzigen Aktionen für Aufsehen. Die schlechte „Gerade ist alles wieder im Fluss“, sagt Sennewald. „Das Büro funktioniert wieder, und wir kommen dank der großen Unterstützung erstmal bis Juni hin.“ Spenden von bislang 3 450 Euro ermöglichten es, die selbst errichtete Mauer vor dem Vereinsbüro Stück für Stück abzureißen und erneut
an die Arbeit zu gehen. Am 16. Januar folgte ein weiterer symbolischer Befreiungsschlag – eine Klubnacht unter dem Motto „Goodbuy Kultur Aktiv“ mit 23 beteiligten Dresdner
Klubs und Kneipen.
„Sinn und Zweck der Übung war es, dass sich alle Beteiligten hinter uns stellen und bekunden, dass das Dresdner Kulturleben externe Veranstalter und Vereine wie den Kultur Aktiv braucht“ so Sennewald. Ob Blue Note, Chemiefabrik oder Alter Schlachthof – unterschiedlichste Dresdner Klubs zeigen sich am Sonnabend solidarisch. „Wir hatten alle befreundeten Clubs und Bars um Unterstützung gebeten. Dabei ging es aber keineswegs darum, Geld für uns zu sammeln, sondern die kulturelle Bandbreite Dresdens aufzuzeigen“, so Sennewald. Jeder Klubbesitzer konnte so viel spenden wie er möchte. „Es sollen ja nicht diejenigen bezahlen, die selbst ums Überleben kämpfen“, sagt Sennewald. Die Situation des Kultur Aktiv e. V. schien Ende letzten Jahres nahezu aussichtslos: Nur 5 000 Euro des benötigten Finanzbedarfs von 75 000 Euro für 2009 wurden vom Kulturausschuss bewilligt. Zwar wurde die Förderung für 2010 am 15.Dezember auf 14 400 Euro erhöht. „Aber mit rund 1 000 Euro im Monat kann man höchstens das Büro und die Telefonkosten bezahlen, kein Personal“, so Sennewald.
„Auf den Punkt gebracht, handelte es sich um Schlamperei. Denn die Vorlage, die das Kulturamt an den Kulturausschuss geliefert hat, war gelinde gesagt unseriös“, sagt er. So sei nicht deutlich genug begründet worden, warum der Verein dringend auf die veranschlagten Fördergelder angewiesen ist. Andere Vereine wie die Feuerwache Loschwitz seien ebenso betroffen gewesen. „Schuld und Ursache liegen beim Kulturamt. Die Stadträte haben nicht aus bösem Willen entschieden, dass wir nur 5 000 Euro bekommen, sondern sie wussten schlichtweg nicht Bescheid über unsere Situation“, so Sennewald, der sich politisch für die Dresdner FDP engagiert. Vielen Vereinen würde von der Kulturverwaltung von vornherein klargemacht, dass es keinen Sinn hätte, überhaupt Fördergelder zu beantragen.
Viele Kulturaktivisten arbeiten aufgrund der angespannten Situation zurzeit für eine geringe Aufwandsentschädigung. Kein Wunder, dass während der öffentlichen Personalversteigerung im Rathaus im November fähige Köpfe des Kultur Aktive. V. von der Stadt heftig umworben wurden. „Dass das so kommt, hatte ich ein bisschen unterschätzt“, so Sennewald. Ohne eine stabile Finanzsituation der Dresdner Kulturvereine, so viel ist sicher, würde der Stadt einiges an buntem Kulturleben verloren gehen. Man denke nur an etablierte Festivals wie „Pragomania“ sowie die vielen Austauschprojekte des Kultur Aktiv e. V. mit Osteuropa. Und ohne Sennewald und Co. wäre der „Zug der Freiheit“ zum 20-jährigen Jubiläum
des Mauerfalls gar nicht erst losgefahren. (tv)
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