Dresdner Erklärung zur Pflege des Baubestands
Am Freitag, 8. November 2024 wurde der Öffentlichkeit in Leipzig auf der denkmal 2024, der Europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung, die ?Dresdner Erklärung zur Pflege des Baubestands? während eines Vortrages von Alexander Poetzsch, einem der Mitinitiatoren, vorgestellt. Die ?Dresdner Erklärung? wurde von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der vom Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden organisierten 6. Dresdner Denkmalfachtagung ?Zukunft?! Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende? vom 27. bis 29. Mai 2024 erarbeitet.
Hintergrund:
Unter dem Blickwinkel von Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Ökologie wird gegenwärtig vielfach eine Bauwende proklamiert, bei der die Wertschätzung des historischen Baubestands immer mehr in den Mittelpunkt rückt. Es wird zunehmend als Verpflichtung angesehen, die Zukunft vor allem mit dem vorhandenen baulichen Erbe zu denken, das als Ressource und klimaschonendes Potential bereits vorhanden ist. Zugleich entwickeln sich in baukulturellen Prozessen neue Formen des Miteinanders, die bestehende Strukturen sektoralen Denkens und Handelns aufbrechen.
Das Erfordernis einer Bauwende begründet sich somit durch kulturelle, gesellschaftliche und klimapolitische Anliegen, die eine fundamentale Korrektur etablierter Strukturen bedingen. Diese sind bislang durch Normen, Gewohnheiten, politische Entscheidungen systemisch abgesichert und prägen die Architekturausbildung.
In diesem System genießt der Gebäudebestand, von rund drei Prozent denkmalgeschützten Gebäuden abgesehen, keinerlei Schutz vor Abbruch, obwohl er
- ebenso wie Kulturdenkmale Teil des baukulturellen Erbes ist,
- Lebensraum und Träger von Geschichte, Erinnerungen, Identität darstellt,
- schon vorhanden ist und als graue Energie klimaschonende Potentiale besitzt,
- als Basis für urbane Verdichtungen in Stadt und Land dienen kann.
Der immense Ressourcenverbrauch durch Abbruch und Neubau bedarf dringend einer Kehrtwende, die sich einer verantwortlichen, ressourcenschonenden und gemeinschaftlich getragenen Baukultur im Bestand zuwendet. Die Denkmalpflege versteht sich nicht als Hindernis, sondern als Unterstützer der Bauwende. Sie bietet mit ihrer Erfahrung und Expertise bei der Erhaltung, Analyse, Bewertung, Pflege, Nutzung und Weiterentwicklung von Bestandsbauten ihre konstruktive Zusammenarbeit mit allen am Planen und Bauen beteiligten Disziplinen an. Das baukulturelle, denkmalgeschützte Erbe dient der Bauwende als Orientierung und Wegweiser.
Redaktion DD-INside.com