Olli Banjo „Ich würde über Christus rappen“
Olli Banjo
Er gehört zu den bekanntesten Rappern Deutschlands: Olli Banjo. Und zu den erfolgreichsten noch dazu. Nun wagt sich der gebürtige Heidelberger an neue Herausforderungen und wird in naher Zukunft ein Rockalbum veröffentlichen.
Aus diesem Anlass sprachen wir mit dem Wahlkölner über Erfolg, Verantwortung im Rap-Geschäft und Jesus Christus.
Sparring III, dein letztes Mixtape, ist am 25. April dieses Jahres erschienen – wie waren die Reaktionen?
Ich bin sehr zufrieden. Die Platte ist hoch in die Charts eingestiegen, und das mit einem Mixtape. Die Kritiken waren wirklich sehr gut und ohne auch nur eine negative Ausnahme. Ein rundum gelungenes Projekt würde ich sagen.
Hand aufs Herz: Das Mixtape ist zwar in die Charts eingestiegen, aber wie schwer ist es in 2008 als Rapper in Deutschland seine Scheine zu machen?
Den Vorteil den ich habe, ist, dass ich eine berüchtigt gute Liveshow habe, und Ich mich nicht über zu wenig Bookings beklagen kann. Ich bin sehr oft live unterwegs und kann somit einigermaßen von der Musik leben. Trotzdem sind die allgemein sinkenden Verkaufszahlen im Musikgeschäft besorgniserregend.
Du hast auf Sparring III zum Beispiel F. R. aus Braunschweig und K. I. Z. aus Berlin gefeatured. Wer sind für dich die deutschen Rapper der nächsten Generation? Wo siehst du das größte Potenzial im Moment?
Vom Talent her würde ich F. R. zu den vielversprechendsten zählen. Was aber leider nicht im direkten Zusammenhang mit dem Erfolg steht. K. I. Z. sind sehr erfolgreich und werden ganz sicher ihren Weg weitergehen. Außerdem finde ich Marteria sehr cool, weil er einen neuen Flavour zu etablieren versucht. Es gibt auch einen Rapper aus Darmstadt der Madness heißt, der sehr viel Potenzial besitzt. Genug Talente gibt es sicher, nur ist es momentan schwieriger den je, einen Newcomer auch wirklich erfolgreich zu machen.
Man spricht über eine kommende EP, geplante Alben und eine Live-DVD – an was arbeitest du im Moment und was sind deine kommenden Projekte?
Im Moment mache ich mein Rockprojekt fertig und werde danach damit bei Labels shoppen gehen.
Olli Banjo macht Rockmusik – erzähle mehr!
Das ist komplett mein Baby. Ich komponiere die Songs, spiele Gitarre und Bass selbst ein, und Roe Beardie macht den Sound. So sind wir im Moment aufgestellt. Live habe ich bassmastahaze – Bassist von Curse, Joy Denalane – als Bandleader dabei. Ich hatte auch mal kurz mit Thorsten von den Beatsteaks gesprochen, und er wollte, falls er Zeit hat, auch ein bisschen Bass auf der Platte spielen. Ich hoffe, das klappt noch. In naher Zukunft wird es auch eine MySpace-Site geben, auf der man die ersten Songs hören kann. Das Projekt wird „Dein Freund“ heißen.
Wird es dann auch eine Tour geben? Olli Banjo & Band?
Ja natürlich. Dann unter dem Namen „Dein Freund“.
Wenn du mit Rock Erfolg hast, wirst du dann das Rappen erst einmal in den Hintergrund stellen?
Kommt ganz darauf an. Ich liebe Rap, von daher werde ich auch weiter Rap machen,
denke ich. Es sei denn, keiner kauft mehr meine Platten.
Storys, Tiefe, Humor, Punchlines – dein Repertoire an Texten und Worten ist ziemlich vielschichtig. Was treibt dich an, deine Gedanken aufs Papier und auf Beats zu bringen?
Die Inspiration hole ich mir von überall her. Das komplette Leben, meine Gefühle – einfach alles. Ich könnte mich nie nur auf Battlerap beschränken.
Dein letztes Album war sehr persönlich. Kommt mit dem älter werden und der Entwicklung als Künstler die Erkenntnis, dass es am Ende vor allem die ehrlichen und authentischen Geschichten sind, die Bestand haben?
Genau so ist es. Ich glaube, die persönlichen Songs sind nachhaltiger. Ein Battletrack ist zwar geil, nur er verbraucht sich relativ schnell. Und wenn ich zurückblicke, dann bin ich immer vor allem auf die tiefergehenden und ehrlichen Songs stolz.
Künstler wie Sido, Bushido, Fler, Savas & Co sind zum großen Teil im Mainstream angekommen. Haben Künstler in dieser Position aus deiner Sicht eine gesellschaftliche Verantwortung in dem was sie sagen und wie sie es sagen?
Auf jeden Fall. Je älter ich werde, desto bewusster nehme ich diese Verantwortung war. Sie ist nicht weg zu diskutieren: Du bist Rapper, du bist Vorbild, du hast Verantwortung – ganz klarer Fall. Trotzdem muss die Hauptverantwortung bei den Eltern liegen. Diese Rolle können Rapper nicht übernehmen.
Wenn du morgen deinen letzten Track schreiben müsstest – was würdest du den Leuten erzählen?
Von Jesus Christus!
Olli, Danke für das Gespräch und viel Erfolg mit all deinen Musikprojekten.
Text & Gespräch: Friedemann Schreiter
Fr.10.10. *OLLI BANJO, F.R. & FAVORITE* "Life is Live Tour 2008" | Fahrenheit 100 - Dresden