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WÜSTENROCK PUR

Kultcombo Tito & Tarantula zelebrieren staubtrockene Klänge

Egal, auf welch anderem Planeten man sich gerade befindet, wenn das unverkennbare Gitarrenlick von „After Dark“ aus dem Kultfilm „From Dusk Till Dawn“ aus den Lautsprechern poltert, dann will man nur noch zurück auf den Wüstenplaneten, der von Tito&Tarantula regiert wird. Dort lebt ein bunt gemischtes Völkchen von Hemdenträgern im fortgeschrittenen Alter über Punks und Metalheads bis hin zu Rock-Omas und Opas. Neben seiner Herrschertätigkeit hat Tito Lariva noch eine Dreifach-Karriere am Start, als Musiker, Schauspieler und Soundtrack-Komponist. Der unumstrittene König des Wüstenrocks bittet ab und zu schon mal zur Tequila-Audienz. Diesmal durfte zwar Franz X.A. Zipperer das ein oder andere Glas leeren.


Tito & Tarantula

Franz X.A. Zipperer (fxaz): Du wolltest eigentlich zum Film, ohne Umwege und direkt, als du dich damals in den 70erjahren nach Los Angeles aufgemacht hast. Doch dort angekommen
passierte etwas anderes?

Tito Lariva (tito): Ja, stattdessen landete ich zuerst in einer Punkband, den Plugz. In meiner Garage habe ich noch altes Vinyl aus diesen Tagen, ...

fxaz: ... doch gab es damit den ersten direkten Kontakt, wenn auch noch nicht zum Film, aber zum Fernsehen?

tito: Das war völlig verrückt, Bob Dylan war von der Truppe so begeistert war, dass er sie als seine Begleitband zu einem Auftritt in der Dave Letterman Show einlud.

fxaz: Dann ging es aber doch Schlag auf Schlag in Richtung ganz große Karriere?

tito: Richtig, ich erhielt kurze Zeit später meine erste Fernsehrolle in der „The Pee Wee Hermann Show“-Serie. Dazu habe ich auch die Titelmusik geschrieben. Der richtig große Schritt war aber die Arbeit am Soundtrack zu Alex Cox’ „Repo Man.“ Und zwar deshalb, weil er meine musikalische Richtung änderte. Ich trennte mich vom Punk und orientierte mich fortan mehr am bluesigen Rock.

fxaz: Wann und wie hast du Robert Rodriguez, den Regisseur von „From Dusk Till Dawn“ kennen gelernt?

tito: Ihn lernte ich durch Richard „Cheech“ Marin kennen. Das ist übrigens die eine Hälfte von Cheech&Chong. Und einmal drin im Hollywood-Karussell, dreht und dreht es sich und irgendwann stoppte es bei den beiden Robert Rodriguez-Kultfilmen „Desperado“ mit Antonio Banderas und „From Dusk Till Dawn.“ In beiden Filmen spielte auch Richard „Cheech“ Marin mit. Zu beiden Filmen lieferte ich den Soundtrack. Die „Titty Twister Band“ aus „From Dusk Till Dawn“ wurde zu meiner berühmtester Combo, obwohl sie nie existierte.

fxaz: Aber eine Platte von Tito&Tarantula gab es 1996 zum Kinostart von „From Dusk Till Dawn“ nicht?

tito: Nur den Soundtrack, da waren von uns aber nur die beiden Stücke „ Angry Cockroaches (Cucarachas Enojadas)“ und „After Dark“ drauf. Als es mit den Filmen lief, überlegten wir uns, doch wieder eine Platte zu machen und eine neue Band zu gründen. Wir spielten also die
Songs ein, die ich in der Zwischenzeit geschrieben hatte. Doch in den Staaten wollte das keiner veröffentlichen. Unser neuer Manager, der Deutscher ist, fädelte dann den Deal mit BMG ein. So konnten wir in Deutschland das Album zwei Jahre später veröffentlichen. In Amerika
hingegen werden unsere Alben nur auf einem Indielabel veröffentlicht. Typischer Hollywood-Business-Bullshit eben.

fxaz: Das ist auch der Grund, warum ihr gerade in Deutschland bis heute einen solch großen Zuspruch habt?

tito: Ja, Deutschland ist wirklich unser Partyland geworden. Das tolle an Deutschland ist, wenn du hier einen richtig großen Hit hast, vergessen dich die Leute nie. Und sie fragen nicht ständig nach diesem Lied. Sie sind auch bereit, deinem anderen Material zuzuhören. Da macht es einfach Spaß, auf die Bühne zu gehen und zu spielen. Und natürlich gibt es immer eine Riesenfeierei. Auf der Bühne und im Publikum. Wenn wir das nicht schaffen, haben wir unseren Job schlecht gemacht.

fxaz: Wen du auf deinen Arbeitsdreierpack aus Musiker, Schauspieler und Soundtrack-Komponist schaust, gibt es da eine Lieblingsbeschäftigung?

tito: Am Wichtigsten ist mir, dass ich Abwechslung habe. Wenn du dir all die Platten ansiehst, an denen ich beteiligt war, wirst du merken, dass sie alle unterschiedlich klingen. Tito & Tarantula sind genau wie meine früheren Bands, wie zum Beispiel The Plugz, sehr unberechenbar und von Album zu Album verschieden. All meine Ideen, die trotzdem nicht zu der Band passen, stecke ich dann eben in Soundtracks oder andere Projekte, an denen ich gerade beteiligt bin. Ich sehe die Band einfach als eine von mehreren unverzichtbaren Möglichkeiten, meine Kreativität zu entfalten. Und wenn mir dann noch jemand eine Rolle anbietet, die ich klasse finde, möchte ich auch noch Zeit haben, diese anzunehmen.

fxaz: Das letzte Album „Back Into The Darkness“ liegt nun auch schon wieder ein paar Tage zurück. Habt ihr schon was Neues in der Pipeline?

tito: Wir sind doch dauernd auf der Bühne, dann habe ich mit „Machete“ wieder einen Film mit Robert Rodriguez gedreht. Ich glaube, der kommt im April in die deutschen Kinos. Wann also hätten wir da ein neues Album aufnehmen sollen?

Lieder, die den deftigen Geist seiner alten Punkzeiten atmen,  mischt der große Routinier ohne Rücksicht auf Verluste mit den improvisierten absolut dunklen Nachtklängen der Blues-Bars und den räudigen Riffs von echten Tex-Mex-Rockern. Auch für Publikum, das vorher nie bei einer Tito&Tarantula- Show war, wird mit der berühmten dreistufiges Rakete aus Mitnicken, Mitwippen und Mittanzen abheben.


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