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Aura Dione - Ich war immer ein kreatives Kind

Schon wieder ein Popmädchen aus Skandinavien. Hatten wir nicht gerade erst das Vergnügen, die Norwegerin Marit Larsen („If a Song could get me you“) und die Isländerin Emiliana Torrini („Jungle Drum“) näher kennenzulernen?

Nun also macht Aura Dione das Trio der Nordländerinnen komplett, die im Jahr 2009 mit einer Single auf Platz Eins der deutschen Charts standen. „I will love you Monday (365)“ heißt Auras Hit, die peppige Nummer geht ins Ohr und klingt, als wäre sie gemacht, um tagein, tagaus im Radio gespielt zu werden. „Das Lied handelt davon“, so Aura, „dass du am Montag einen Jungen abgöttisch liebst, und ihn am Donnerstag gerne erschießen würdest.“ Vermutlich können sich sehr viele Menschen mit diesem Gefühl identifizieren.


24 Jahre alt ist diese Aura, die nicht wirklich so heißt, den Spitznamen aber mit 15 schon bekam und findet, „dass er perfekt zu mir passt“. Sie kommt aus Dänemark, genauer gesagt lebte sie die meiste Zeit ihrer Kindheit auf der Ferieninsel Bornholm und heute in Kopenhagen. Wobei sie gar nicht allzu dänisch aussieht, was wiederum kein Wunder ist. „Meine Mutter ist Französin und wurde auf den Faroer-Inseln geboren“, sagt Aura, „und mein Vater ist zwar Däne, aber mit spanischen Wurzeln.“

Mit einer Extraportion südländischen Temperaments ist auch Aura gesegnet. Laut und bunt stürmt sie zum verabredeten Treffpunkt in einer Berliner Hotellobby. Sie trägt enorm hochhackige Schuhe und ein sehr farbenfrohes, mit Rüschen besetztes Kleid, das sie höchst selbst geschneidert hat. Dazu trägt sie grüne Kontaktlinsen zu grünem Lidschatten. „Ich liebe es, mich extravagant anzuziehen. Und so lange ich mir noch keine Kleider von richtig teuren Designern leisten kann, mache ich mir meine Sachen eben selbst.“ Dass sie zudem einen Schuhtick hat, weiß jeder, der ihr Video zu „I will love you Monday“ gesehen hat. In dem Filmchen wird sie von durchgedrehten High Heels verfolgt.

Auras Eltern („Ich habe eine Menge über Peace, Love & Harmony von ihnen gelernt“) sind Hippies und was für welche. Als ihre Tochter 1985 zur Welt kam, beschlossen sie, gemeinsam mit ihr auf einem Boot die Welt zu bereisen, „weil sie meinten, so lernen sie mich am besten kennen.“ Sieben Jahre lang war die Kleinfamilie vor allem im Mittelmeer unterwegs, und „In den Häfen habe ich total viele Menschen aus allen möglichen Kulturen kennen gelernt. Das hat mich völlig unängstlich, mutig und kontaktfreudig gemacht.“ Nachdem sie sich auf Bornholm hinreichend durchs Reservoir dänischer und deutscher Tourijungs geknutscht hatte, verließ Dione mit 17 die Schule und das Land. Drei Jahre lang lebte sie fortan als Straßenmusikerin und, wie sie sagt, „Staunende“ in Tokio und Australien, immer dabei: Die Gitarre. „Ich wollte erwachsen werden und endlich niemanden mehr um mich haben, der meine Hand hält. Vielleicht war es Wahnsinn, aber ich habe immer dieses riesige Vertrauen darin gehabt, dass alles gut wird.“ Fast alle Songs von „Columbine“ verfasste sie in jenen Jahren, das Album klingt insgesamt nicht so temporeich poppig wie die Single, sondern häufig recht nachdenklich. Insgesamt erinnert „Columbine“, das sie nach einer Figur der klassischen italienischen Commedia doll‘Arte benannt hat, vor allem an Singer/Songwriterinnen wie Dido, Feist oder Tracy Chapman.

In ihrer Heimat ist Aura Dione, die nach einigen Anläufen vor drei Jahren eine Plattenfirma fand, „die mich nicht verbiegen und nicht bloß in die Hübsches-Mädchen-Ecke stellen wollte“ schon längst eine Berühmtheit. „Columbine“, das in Dänemark bereits Anfang 2008 veröffentlicht wurde, ist dort zum „Album des Jahres“; Aura selbst zur „Künstlerin des Jahres“ gewählt worden. Bei uns scheint sie nun schnurstracks den Erfolg zu wiederholen. „Ich bin jetzt eine Pop-Prinzessin“, lacht sie, „aber vor allem werde ich immer eine Aura sein.“
Steffen Rüth
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