Kleine Handwerksbetriebe stehen nach Hochwasser vor dem Aus

Der Hof von Dietmar Lenk ist nur noch ein Krater voller Geröll. Mittendrin ist ein weißes Auto versunken. Fast bizarr wirken die schweren Grabplatten, die überall wüst übereinander liegen. Mit welcher Wucht das Hochwasser Teile des 1800-Einwohner-Ortes Hirschfelde bei Zittau getroffen hat, zeigt sich am Beispiel des Steinmetz-Betriebes Lenk.

Hirschfelde . Der Hof von Dietmar Lenk ist nur noch ein Krater voller Geröll. Mittendrin ist ein weißes Auto versunken. Fast bizarr wirken die schweren Grabplatten, die überall wüst übereinander liegen. Mit welcher Wucht das Hochwasser Teile des 1800-Einwohner-Ortes Hirschfelde bei Zittau getroffen hat, zeigt sich am Beispiel des Steinmetz-Betriebes Lenk. Der ehrenamtliche Bürgermeister für Hirschfelde und Drausendorf, Bernd Müller, sagt: «Viele Handwerksbetriebe sind nach diesem Hochwasser ruiniert.»

Steinmetz Lenk, der seine Familie und noch einen Standort in Rheinland-Pfalz hat, übernahm 2004 den Familienbetrieb von seinem Vater. Bereits 1939 wurde der Betrieb gegründet. Lenk ist hier aufgewachsen. «Wir haben immer mit dem Hochwasser gelebt», sagt er. Aber bis in das Haus habe es das Wasser nie geschafft, meist seien nur die Wiesen überschwemmt gewesen. An vergangenem Wochenende war das Wasser jedoch «ein reißender Strom».

Er habe vom Fenster aus gesehen, wie eine Radfahrerin von der Flut überrascht, sich zunächst auf ein Garagendach rettete und dann weggespült wurde, sagt Lenk. Sie habe sich dann an dem Baum und den Dachrinnen festgehalten und sei schließlich mit einem Schlauchboot gerettet worden. Auch Lenk, seine Mutter und sein Onkel wurden aus dem Haus geholt. Sein Auto konnte der 47-jährige Steinmetz zuvor noch in Sicherheit bringen. Den weißen Wagen auf dem Hof nicht mehr. Und schließlich wurden die «tonnenschweren Granitteile wie Lego-Steine durcheinandergewürfelt.»

Das Haus, in dem meterhoch das Wasser stand, ist nun unbewohnbar. Seine Mutter und der Onkel kommen jetzt bei Bekannten unter. Ein paar persönliche Dinge wird Lenk noch retten. So zeigt er auf eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie auf dem Küchenschrank. Ansonsten wird alles von ihm und seinen Helfern hinausgetragen. Auf der anderen Straßenseite stapelt sich der zerstörte Hausrat, auch aus den anderen Häusern.

Am Straßenrand stärken sich Nachbarn und Helfer kurz bei belegten Brötchen. Lenks Nachbarin weiß noch nicht, ob und wann sie in ihr neu renoviertes Haus zurück kann. Sie sieht traurig aus. Lenk spricht mit Ortsbürgermeister Müller. Schäden? Ein Darlehen werde er nicht aufnehmen, sagt der Steinmetz. Nicht als Ein-Mann-Betrieb.

Der 67-jährige Müller beklagt die Informationskette während der Katastrophe. In Zittau habe bereits der Krisenstab gearbeitet, sagt er. In Hirschfelde habe er sich selbst auf die Straße gestellt, abgesperrt, die Einwohner gebeten, ihre Autos wegzufahren. 200 Schafe hätten sie noch verladen und gerettet, sagt der Ortsbürgermeister. Aber die Hühner und Kaninchen in den Ställen hätten keine Chance gehabt. Nun wird wieder aufgeräumt und auch dabei zeigen sich im Kleinen schon Probleme: «Gummistiefel, Arbeitshandschuhe und Besen sind Mangelware.»

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geschrieben am: 11.08.2010
Redaktion DD-INside.com