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Seit mehr als 30 Jahren im Albertinum

Zielsicher greift sich Kordelia Knoll ein Buch aus ihrer gewaltigen Sammlung im Regal. «Das Albertinum vor 100 Jahren» steht auf dem Titel. Während sie in dem Ausstellungskatalog blättert, den sie vor 16 Jahren selbst mit herausgab, schaut sie lächelnd über ihre schmale Brille.

Dresden . Zielsicher greift sich Kordelia Knoll ein Buch aus ihrer gewaltigen Sammlung im Regal. «Das Albertinum vor 100 Jahren» steht auf dem Titel. Während sie in dem Ausstellungskatalog blättert, den sie vor 16 Jahren selbst mit herausgab, schaut sie lächelnd über ihre schmale Brille. Die 56-jährige Oberkonservatorin der Dresdner Skulpturensammlung sitzt noch nicht lange hier in ihrem neuen Büro im Albertinum, dem historischen Museumsgebäude, das bald in neuem Glanz erstrahlen soll. Am 20. Juni öffnet das Albertinum nach vierjährigem Umbau wieder für Besucher.

Noch ein wenig provisorisch hat sich Kordelia Knoll bislang in ihrem schmalen Büro mit den fünf Meter hohen Decken eingerichtet. Ein historisches Foto der Skulpturensammlung, auf Pappe gezogen, dient ihr gleichzeitig als Sonnenschutz und Dekoration. Während Kordelia Knoll auf die Schwarz-Weiß-Aufnahme schaut, beginnen ihre Augen zu leuchten. «Das wird hier wieder ein prächtiger Standort», sagt sie.

Künftig soll das Albertinum zum «Haus der Moderne» werden, die Galerie Neue Meister und die Skulpturensammlungen sollen so viel Platz erhalten, wie nie zuvor in ihrer Geschichte. In einer weltweit einzigartigen Konstruktion erhalten die Depots und Restaurierungswerkstätten «eine Arche für die Kunst», einen zweigeschossigen Neubau, der in 17 Metern Höhe über dem Innenhof schwebt. «Das ist ein echter Neubeginn», sagt Knoll.

Seit über 30 Jahren arbeitet die gebürtige Dresdnerin im Albertinum. Schon als Kind hatte sie mit ihren Eltern häufig die Kunstsammlungen ihrer Heimatstadt besucht. Nach ihrem Studium der Klassischen Altertumswissenschaft in Jena kam Kordelia Knoll 1979 als Depotverwalterin ins Museum. «Die Arbeit war zu DDR-Zeiten eine völlig andere», sagt sie. «Wir konnten nicht reisen und mussten die Bestände mit dem Wissen aufarbeiten, das wir hier erlangen konnten.»

Gleich 1990 reiste sie nach Rom und Griechenland, der Wiege der europäischen Kultur. Dennoch sei der Bruch 1990 nicht annähernd mit jenem im August 2002 vergleichbar gewesen, als das Wasser aus den Sandsteinwänden im Keller des Albertinums schoss. «Die Flut war eine Katastrophe, darauf waren wir nicht gefasst», sagt sie. «Auf einmal fielen der Strom und das Licht aus. Eine Kollegin fand noch einige Teelichter für den sonst stockdunklen Keller», erinnert sich Kordelia Knoll. «Zum Glück kannte ich mich inzwischen auch im Dunkeln gut aus.»

In Kisten, in Körben und auf den Schultern schafften die Museumsmitarbeiter 4500 wertvolle Abgüsse die Treppen hoch, stellten sie in den Gängen und Büros ab. Diverse Finger, Arme und Köpfe der Skulpturen brachen bei der Nacht- und Nebelaktion. Später kamen Offiziersschüler des Heeres und die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt. «Wir waren ja völlig fertig mit den Nerven», erinnert sich Knoll.

Niemand ahnte damals, dass die Katastrophe sich für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als einmalige Chance herausstellen sollte. Mehr als 40 zeitgenössische Künstler versteigerten später einige ihrer bekannten Werke zugunsten des Museums. Der Erlös von über 3,4 Millionen Euro gab die Initialzündung für die Komplettsanierung des Albertinums.

Mit Beginn der Sanierung 2006 wurden alle Kunstwerke an andere Standorte in Dresden ausgelagert - für das Publikum unsichtbar. «Dennoch waren die vergangenen vier Jahre für uns außergewöhnlich arbeitsreich», sagt Knoll. Die Skulpturen wurden gereinigt, restauriert und für neue Bestandskataloge fotografiert. Blickt man heute in eines der nagelneuen Schaudepots hinter Glas, mag man kaum glauben, dass die antiken Skulpturen schon 2000 Jahre auf dem Buckel haben. Einige griechische Originale wie Grabmäler und Reliefs stammen gar aus einer Zeit weit vor Christus.

Während die Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart nun im Albertinum ihre neue Heimat gefunden hat, wird die von Knoll betreute Antikensammlung bald ein weiteres Mal umziehen. Erst wenn die meisten der antiken Skulpturen ab 2013 im Zwinger zu bewundern sind, wird auch für Knoll diese Mammutaufgabe beendet sein.



ddp - Bild © ddp

geschrieben am: 11.06.2010
Redaktion DD-INside.com


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