Dresdner Wanderfalken haben Nachwuchs
In prominenter Lage ? direkt am Dresdner Rathausturm ? hat ein Wanderfalkenpaar seine Kinderstube eingerichtet. Zwei Jungtiere wurden Ende April das erste Mal gesichtet und am 6. Mai von Ulrich Augst, Artbeauftragter des Nationalparks Sächsische Schweiz, beringt. Die Beringung erfolgt, um die Wiederausbreitung der Art zu dokumentieren.
Seit Mitte Januar besetzte ein Wanderfalkenpaar den Nistkasten am Rathausturm. Dresdner Ornithologen beobachteten ab Ende März Paarungen. Bei einer Kontrolle des Nistkastens am 17. April wurden dann drei Eier gefunden. Kurz darauf müssen zwei Jungtiere geschlüpft sein, denn am 29. April waren beide Wanderfalkenküken etwa zehn Tage alt.
Dieses Jahr gibt es anscheinend zwei Gelege in Dresden, die auf einen männlichen Wanderfalken und zwei Weibchen zurückzuführen sind. Der zweite Brutplatz befindet sich am Gasometer in Reick. Drohnenaufnahmen lassen vermuten, dass auch hier Jungtiere geschlüpft sind, denn das dortige Weibchen wurde gesichtet, wie es im Nest sitzt.
Im Jahr 2017 wurde erstmalig ein Wanderfalkenbrutpaar am Dresdner Rathausturm beobachtet. Daraufhin ersetzten Mitarbeiter des Umweltamts einen der in den Rundfenstern am oberen Turm eingebauten Turmfalkenkästen durch einen größeren Wanderfalkenkasten. Dieser Nistkasten fand zunächst keine Beachtung. Die Wanderfalken hielten an einem Sandsteingesims fest.
Im letzten Jahr entdeckten die Wanderfalken den für sie bestimmten Nistkasten. Zunächst blieb noch der Nachwuchs am Rathausturm aus, da sich der männliche Wanderfalke für das Weibchen mit Nest am Gasometer entschied. Im Ergebnis flogen 2019 in Reick vier Jungtiere erfolgreich aus.
?Für uns Artenschützer ist die Ansiedlung der Wanderfalken in Dresden ein schöner Erfolg?, sagt Harald Wolf von der unteren Naturschutzbehörde des Dresdner Umweltamts. ?Seit den 70er Jahren galt der Wanderfalke in Sachsen als ausgestorben. Grund dafür waren die negativen Auswirkungen des Insektizids DDT. Nach einem mehrjährigen Aussiedlungsprogramm in den 90er Jahren siedelte sich der Wanderfalke zunächst wieder in der Sächsischen Schweiz an. Daraufhin etablierte er sich auch im Zittauer Gebirge, im Erzgebirge, in der Oberlausitz und Mittel- und Nordwestsachen?, erklärt Wolf.
Während in den Gebirgen Felsbrüter dominieren, brüten die Wanderfalken im Flach- und Hügelland an hohen Gebäuden und Industrieanlagen. Der sächsische Brutbestand beläuft sich aktuell auf 20 bis 30 Paare.
Als hervorragender Luftjäger, der Spitzengeschwindigkeiten bis 300 Kilometer der Stunde erreicht, ernährt sich der Wanderfalke fast ausschließlich von kleineren und mittelgroßen Vögeln. In Städten bilden überwiegend Tauben die Nahrung der Wanderfalken. Aber auch Kleinnager gehören zu den Beutetieren.
Weitere Informationen zum Wanderfalken und dessen Bestand kann unter anderem auf der Website des Landesbunds für Vogelschutz www.lbv.de nachgelesen werden.
Redaktion DD-INside.com