25. November - Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Mord und Totschlag, Sexualdelikte, Körperverletzungen und Stalking kommen nicht selten in Beziehungen vor. Meist sind es Frauen (82 Prozent), die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind. Das Tabu, über häusliche Gewalt zu sprechen, muss weiter gebrochen werden. Häusliche Gewalt ist keine Privatsache.
Wie sieht es in Dresden aus: laut Polizeibericht ?Straftaten der Häuslichen Gewalt im FS Sachsen ? Lagebericht 2015? gab es 1 103 Fälle. Die Dunkelziffer ist viel höher. Das sind neben Leipzig mit 1 695 Fällen die meisten Straftaten in Sachsen. Bei den erwachsenen Opfern handelte es sich zu 70 Prozent um Frauen. Die Zahlen von Beratungsfällen zu häuslicher Gewalt in den einschlägigen Einrichtungen verzeichnen prozentuale Zuwächse zum Teil im dreistelligen Bereich. Und davon sind etwa 95 Prozent Frauen.
Dr. Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden: ?Die Beratungsfälle sind komplexer geworden. Die Multiproblemlagen nehmen zu ? häusliche Gewalt einhergehend mit psychischen Krankheiten, emotionalen Vernachlässigungen, Generationenkonflikten, Abgleiten in Süchte, Rollenverschiebungen im Familiensystem. Besondere Achtsamkeit braucht der Kinderschutz. Vor allem Kinder bis neun Jahren sind besonders betroffen. Hier braucht es Aufmerksamkeit und Mut von Menschen im Umfeld, von Familie, Nachbaren, Erziehern und Lehrern, Ärzten und Polizei?.
Der Erste Dresdner Gleichstellungs-Aktionsplan ist ein Instrument auf diesem Weg. Er formuliert Ziele und Maßnahmen für Partizipation/Demokratie, Bildung/Soziales, Kultur, Stadtplanung und Erwerbstätigkeit/Wirtschaft. Dazu zählt beispielsweise im Artikel 22 ?Geschlechterspezifische Gewalt? auch ?die Evaluierung des Bedarfes zur Errichtung einer Männerwohnung bzw. hinsichtlich der Etablierung einer Zufluchtsstelle für Jungen?. Auch dank der entsprechenden Förderrichtlinie des Landes Sachsen wird in Dresden eine solche Wohnung in Betrieb genommen, die von Gewalt bedrohten Männern und ihren Kindern Zuflucht gewährt. Der Aktionsplan wurde im März 2015 im Dresdner Stadtrat beschlossen, als Ergebnis des Beitritts Dresdens zur Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene 2012. Aktionsplan unter: https://www.dresden.de/media/pdf/gleichstellung/Aktionsplan_Charta_DD.pdf)
Kriminalstatistische Auswertung zu Gewalt in Partnerschaften:
Bereits 2014 war Themenjahr ?Gewalt gegen Menschen kennt (k)eine Grenze?!?. Daran anknüpfend fanden weitere Veranstaltungen statt, so im September 2016 zu ?StoP ? Stadtteile ohne Partnergewalt?. Da Gewalt innerhalb sozialer Bezüge wie Nachbarschaften und an konkreten bewohnten Orten geschieht, können hier Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen sinnvoll ansetzen. StoP ist ein neuer Präventionsansatz in der Gewaltschutzarbeit (entwickelt an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und an zwei Hamburger Stadtteilen erprobt), der bei bereits bestehenden lokalen Trägern wie z. B. Stadtteilzentren, Mehrgenerationen- oder Jugendhäusern das Thema Gewaltschutz in bereits bestehende Angebote und Strukturen integriert. Dresden ist die erste Stadt, die dieses Konzept übernehmen und in einem Stadtteil umsetzen wird.
Zu dem Anlass der StoP-Veranstaltung gab es eine Postkartenaktion ?Häusliche Gewalt ist?..?, wo die Dresdner Bevölkerung ihre Meinung zum Thema häusliche Gewalt aufschreiben und an das Rathaus zurücksenden konnte.
Daraus einige Zitate: ?Häusliche Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung, die eine zivilisierte Gesellschaft nicht zulassen darf?, ?Häusliche Gewalt ist ein Angriff auf das Grundrecht nach selbstbestimmtem Leben? ?Häusliche Gewalt ist jede Form von Gewalt ? körperlich, seelisch, zeitlich, finanziell; immer eine menschliche Bankrotterklärung; nie ohne schädliche Folgen für die ganze Familie?. ?Häusliche Gewalt ist ein Thema, was alle angeht, auch die Familie, Nachbarn, Freundeskreis, alle Menschen, die es bemerken! Diese müssen wissen, wie sie helfen können und dürfen nicht wegschauen!? ?Häusliche Gewalt ist besser zu bekämpfen: bessere bzw. vertiefte Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen, bei Justiz, Polizei, Jugendamt, Verfahrensbeistand/Polizei, Beratungsstellen, Ärzten, Schulen, Kita, Arbeitgebern, Ausbildenden etc. Bei allen wäre Wissen über Hilfsmöglichkeiten wünschenswert; Vernetzung voranzutreiben?.
Die Aussagen der Postkarten und die sich daraus ergebenden Handlungsaufträge werden auf www.dresden.de/frau-mann veröffentlicht.
Redaktion DD-INside.com