Ralf Gum || „Musik muss Geschichten erzählen“
DJ, Produzent, Labelbetreiber – über mangelnde Beschäftigung kann sich Ralf Gum nun wirklich nicht beklagen. Bereits seit 1990 ist er musikalisch unterwegs und versorgt die feierwütige Masse stets mit einem edlen Housemix, der gern mit Einflüssen verschiedener musikalischer Genres spielt. Wir sprachen mit ihm über sein erstes Soloalbum, zu kleine Studiokabinen und seine Liebe zur Housemusic.
House ist einfach mein Rhythmus. Ich finde die Beats perfekt zum tanzen und den Sound optimal, um eine positive Party zu feiern. Musikalisch reizt mich, dass ich praktisch jeden erdenklichen Stil, von Afro über Latino bis hin zu Jazz oder gar Klassik, in die Produktionen einfließen lassen kann.
Ich liebe es zu remixen, da mich Vocals, die ich zuvor meist noch nie gehört habe, sofort inspirieren. Der Reiz ist es, Harmonien und Grooves zu finden, die den Gesang so gut zur Geltung bringen, dass sich der Remix anhört wie das eigentliche Original.
Du legst großen Wert auf den Klang echter Instrumente. Warum ist Dir das wichtig?
Viele Synthesizer und vor allem Plugins klingen eher kalt. Außerdem kann man viele Instrumente, wie Gitarren oder Bläser, einfach nicht in guter Qualität mit Keyboards nachspielen. Natürlich kann man auch mit Samples kreativ arbeiten, aber dabei stört mich immer der Gedanke, dass jeder andere das gleiche Sample benutzen kann, und somit ein ähnliches Ergebnis erzielen könnte.
Das ganze Album folgt einem Konzept, das sich im Titel „Uniting Music“ widerspiegelt. Die CD ist ohne Pause zwischen den einzelnen Songs komponiert. Außerdem wollte ich meine favorisierten Sänger auf einer Platte zusammenbringen und ein Stück Musik schaffen, das verbindet, miteinander verbunden ist, und den Hörer auf eine Reise mitnimmt.
Neben den handwerklichen Fähigkeiten war mir vor allem wichtig, dass die SängerInnen mit ihren Vocals dem jeweiligen Song Inhalt und Bedeutung verleihen. Musik oder Stücke müssen für mich immer Geschichten erzählen. Es war ein langer Prozess, bis ich alle Wunschkandidaten zusammen hatte. Einige, mit denen ich schon vor diesem Album zusammenarbeitete, waren von Anfang an interessiert – andere, wie beispielsweise Beate S. Lech, die nicht direkt mit der Houseszene verbunden ist, waren zu Beginn etwas skeptisch.
Dennis Legree zum Beispiel, der über zwei Meter groß ist, musste im sitzen einsingen, da meine Studiodecke nicht hoch genug war.
Auf der CD gibt es alles, was ich an Housemusic mag. Das Spektrum reicht von verträumten Broken-Beat-Nummern, über klassische House-Songs bis hin zu hypnotisch-dubbigen Tracks.
Ich werde so weitermachen wie bisher. Ich habe mich nie den aktuellen und meist doch eher kurzlebigen Trends in der House-Szene angepasst und immer konsequent meinen Stil durchgezogen. Ich wusste, dass es für ein deutsches Label schwierig sein würde, für deepen und souligen Sound akzeptiert zu werden, aber inzwischen zahlt sich der lange Atem aus und ich sehe die Früchte der konsequenten Arbeit.
Im Moment ist vor allem die Promotion und Tour zum Album angesagt. Ich werde außerdem weitere Singles von der CD inkl. schöner Gastremixes, wie zum Beispiel von The Jinks oder Wumni, veröffentlichen. Auch wird es neue Releases von Roberto De Carlo sowie Raw Artistic Soul auf GOGO Music geben. Ich selbst arbeite nebenher noch an neuen Veröffentlichungen, unter anderem mit Kissey Asplund, Ladybird und an einer Nachfolgesingle zu „Kissing Strangers“ mit Monique Bingham.
Interview: Friedemann Schreiter