Interview mit Ortega (Cottbus)
Die Cottbuser Band „Ortega” ist nun schon seit einigen Jahren über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt und aus der regionalen Musikszene kaum noch wegzudenken. 2007 war ein ereignisreiches Jahr für die Band. So spielten sie als Vorband für Blumentopf, schafften es beim „Bodog Battle” (dem weltgrößten Bandwettbewerb) in die vordersten Plätze und sind mit Ihren Songs sogar bei Radiosendern wie Fritz und MDR Sputnik zu hören. Mittlerweile hat sich die Band eine wachsende und treue Fangemeinde erspielt die regelmäßig zu Ihren Konzerten pilgert. Ein ausreichender Grund um die Band zu einem Interview zu bitten, wie wir finden.
Hallo, wie geht´s euch?
Daniel: Danke der Nachfrage. Wir haben den Winter gut überstanden und erwachen gerade zu neuem Leben.
Könnt Ihr kurz was zu Eurer Bandgeschichte sagen - für alle Leser die euch noch nicht kennen? Seit wann gibt es Ortega und wer gehört dazu?
Daniel: Die Geburtsstunde von Ortega liegt nun schon fünf Jahre zurück, obwohl es sich manchmal anfühlt, als wäre es erst letzte Woche gewesen. Seltsam, dass man immer wieder in solche Zeitschleusen gerät. Allerdings hat sich auch einiges getan in dieser Zeit. Wir waren viel unterwegs, haben uns auf zahlreiche musikalische Expeditionen begeben und versucht klangliche Möglichkeiten auszuloten. Man wächst zusammen, auch wenn wir heute nicht mehr in der Besetzung spielen, wie zu Beginn unseres Weges.
Wir spielen in einer “klassischen” Bandbesetzung:
Dan (Gesang & Gitarre), Krispin (Bass), Arndt (Gitarre), Christian (Synthesizer & Gesang) und Daniel (Schlagzeug).
Dazu gehören allerdings auch viele Freunde, die sich ums Booking & Merchandising, den Sound und die Bandfotos kümmern. Und natürlich alle, die uns seit Jahren mit ihren Fahrzeugen aushelfen, wenn wir mal wieder nicht mit unseren Instrumenten zum Konzert laufen wollen.
Wie würdet Ihr euren Musikstil beschreiben? Kann man das überhaupt? In diesem Zusammenhang fällt ja oft das Wort „HIPPIE GARAGE SHIT”
Daniel: Wenn man etwas beschreibt, schreibt man ja etwas auf die Außenseite des zu beschreibenden Objektes. Ich würde bei Musik eher versuchen, sie von innen her zu erfühlen. Das kann natürlich nur als individueller Prozess ablaufen. Hören als aktive Entdeckungsreise könnten wir als Einladung an alle richten, die sich nicht nur nebenbei berieseln lassen möchten, wie es allgemein üblich zu sein scheint. Unser Sound ist auf gewisse Art synthetisch, was die Stilelemente betrifft, derer wir uns bedienen und andererseits organisch, wenn man die lebendige Umsetzung betrachtet. “HIPPIE GARAGE SHIT” ist eine Textzeile eines unserer Songs und hat sich als Motto quasi verselbstständigt.
Habt Ihr Idole, Vorbilder deren Musik euch beeinflusst?
Daniel: Gute Frage, denn davon ist auszugehen. Die Initialzündung auf dem Weg zum Musiker jedes einzelnen ist sicher dem individuellen Musikgeschmack zu verdanken, der sich von elektronischen, rockigen, klassischen bis hin zu jazzigen Klängen bewegt. Wenn man Musik als Sprache versteht, bemerkt man bald, dass sie neben ihrer Allgegenwärtigkeit vor allem als eigene Lebensform existiert, die sich der Musiker bedient um hörbar zu werden. Bei mir läuft gerade Magenta Skycode, Oceansize, Goldfrapp und Porcupine Tree. Diese Künstler sind mir insoweit Vorbild, dass sie mir Inspiration und Gefühl vermitteln. Sicher haben wir auch all die Songs nicht vergessen, die sich in unser Unterbewusstsein geschlichen haben, als wir damals im Kinderwagen vor dem Radio abgestellt wurden.
Dan: Hot Chip, Who Made Who, Kasabian, The Editors, Black Rebel Motorcycle Club, Chikinki, The Streets, Gnarls Barkley, Queens Of The Stoneage, Tool, The Mars Volta, Circa Survive, Massive Attack, Outkast, Sigur Ros, Snow Patrol, Phoenix, Apparat, Anders Ilar, Stewart Walker, Mesak, Paul Kalkbrenner, Pan-Pot, Depeche Mode, Bright Eyes, The Whitest Boy Alive, Yoav, Gonzales, Chemical Brothers, Prodigy, The Cure
Sehnt ihr euch nach der Großstadt?” Also in Berlin gäbe es doch sicher mehr Möglichkeiten als Band durchzustarten? Oder seht Ihr das anders?
Dan: Die Stadt ist echt ne Option! Wir spielen zurzeit regelmäßig in B. und wollen das gern auch so fortsetzen. Du hast dort eben recht viele Clubs und ganz unterschiedliches Publikum. Das ist schon eine Herausforderung. Und in Berlin trifft man auf Künstler aus der ganzen Welt, da die Stadt ein wichtiger Kulturmagnet in Europa ist. Es gibt ne Menge Magazine und Medien, die Kunst und Musik thematisieren. Sicher ist die Chance auf Erfolg dort größer, wenn es um Vermarktung eigener Musik geht.
Daniel: Berlin ist auch nur eine Mode-Erscheinung. Das geht vorbei. Die Vermarktung von Musik ist in Zeiten globalisierter Märkte ja nicht mehr von einem bestimmten Ort abhängig zu machen. Mir fallen auch spontan keine Berliner Bands ein, die international erfolgreich sind (grübel). Wenn es nur darum geht, sich das Etikett einer Stadt zu verpassen würde ich eher Stockholm wählen. Wir sehnen uns nach den Großstädten um dort Konzerte zu spielen und etwas vom ruhelosen Leben zu kosten. Doch als Band profitieren wir in Cottbus natürlich von den recht übersichtlichen Strukturen, dem persönlichen Lebensumfeld und dem Kontakt zu vielen Musikern. Sicher besteht in Berlin die Möglichkeit durchzustarten. Doch ist auch die Gefahr größer, in der Masse einfach unterzugehen. Krispin lebt dort seit dem letzen Jahr und übernimmt die Aufgaben des Ortega-Agenten in Metropolis.
Über was singt Ihr in euren Songs? Gibt´s da eine Message?
Dan: Die Lyrics handeln von Liebe, Leben und im Allgemeinen von Zuständen, die uns oder anderen Menschen widerfahren.
Sind manchmal Wortspielerei oder Anekdote. Sind Geschichten, die mich berührt haben.
Arbeitet Ihr momentan an neuen Songs? Wie oft kommt Ihr zum Proben? Wie kommt man an Cd’s von Euch ran oder wo kann man sich eure Musik anhören?
Dan: Ja, wir sind wieder an neuen Liedern zuwerke. Wollen aber auch ganz gern dieses Jahr eine Studioproduktion starten und haben jetzt nach den Abschlüssen des Studiums einiger Bandmitglieder auch wieder Zeit und Kopf für frische Pläne. Ortega hört man am besten auf www.myspace.com/ortegamusic oder auch im Radio, Fritz, MDR Sputnik, Radio Cottbus. Eine CD von uns gibt es leider noch nicht im Handel.
Ihr habt ja an vielen Bandwettbewerben teilgenommen. Wie ist es euch dort ergangen, hat es euch im nach hinein etwas gebracht, würdet ihr solche Geschichten wieder machen?
Dan: So ein Wettbewerb ist in erster Linie für jede unbekannte Band eine gute Möglichkeit, sich mit eigenem Material vor neuen Leuten zu präsentieren. Du kannst dort während einer (meist) professionell organisierten Veranstaltung deine musikalische Visitenkarte abgeben und eventuell auch die eine oder andere Band treffen, wodurch sich im sympathischen Fall wieder neue Zusammenarbeit, gemeinsame Konzerte, etc. erschließen.
Es war auf jeden Falls immer ganz nett für uns auf solchen Events.
Daniel: Manchmal wirken solche Veranstaltungen aber auch, als wäre alles schon vorher entschieden und die Jurymitglieder gekauft. Wir möchten das natürlich nicht verallgemeinern. Seltsam genug geht es ja zu im Musikbusiness.
Eine Frage an Dan, Deine Auftritte als Sänger spiegeln eine unglaubliche Energie wieder, auf der Bühne zu stehen bedeutet dir sicher viel. Könntest Du dir ein Leben ohne Musik zu machen vorstellen?
Dan: Nein. Es macht mir persönlich viel Spaß, Musik zu schreiben und zu produzieren. Irgendwann war es dann einfach, wozu ich mich berufen fühlte.
So langsam aber sicher kommen wir von dem Teil der ernsthaften Fragen in den Bereich der Fragen die ihr nicht beantworten müsst wenn Ihr wollt. Ist immer schwierig da einen Übergang zu finden, lach - ich versuch`s mal …
Mit wem möchtet ihr (nicht) verglichen werden?”
Daniel: Mit uns selbst vor einem Jahr. Denn dann hätte sich nichts bewegt.
Von wem ist eure peinlichste CD in eurer CD Sammlung?”
Dan: 90er Eurodance, Trash, Take That, Stereo Total …
Daniel: Blümchen! Da gab es im letzten Jahrtausend mal diesen Song über einen Satelliten. Übles Geburtstagsgeschenk !
Was liebt Ihr an Cottbus?
Daniel: Unseren Proberaum, Freunde, ruhige Plätze an der Spree, korrupte Politiker
Was würdet ihr der Bundeskanzlerin gerne sagen?”
Daniel: Dass sie die Menschen nicht für dumm verkaufen sollte. Aber als Marionette hat sie da vielleicht auch keinen Spielraum.
Was war das merkwürdigste was ihr je gegessen habt?
Daniel: Fleisch. Und all die üblen Sachen, die man uns in Supermärkten und Fast-Food-Lokalen als Lebensmittel anzudrehen versucht.
Würdet ihr euch Klonen lassen?
Daniel: Wozu? Wenn man davon ausgeht, dass es schon genug Verrückte auf diesem Planeten gibt, beantwortet sich die Frage von selbst. Die Musik ist ja schon fast so etwas wie ein immaterieller Klon unserer akustischen Gedanken.
Von was seid ihr abhängig?
Daniel: Ganz ehrlich? Von der Biosphäre natürlich!
Was würdet ihr machen wenn ihr nur noch zehn Minuten zu leben hättet?
Daniel: Singen und Tanzen wäre dann wohl am ehesten angebracht. Und aufmerksam die letzte Sekunde beobachten. Wer weiß, was da so vor sich geht.
Wo kann man Euch demnächst erleben?
08.06. Benefizfestival Wormlage