INTERVIEWS

Jennifer Rostock weben einen Rockteppich aus Punk und Neue Deutsche Welle

So lange gibt es die Band noch gar nicht. Zwei Mitglieder der Truppe kennen sich angeblich
schon aus dem Sandkasten. Bereits kurz nach ihrer Gründung erregen sie erstmals durch ihren Auftritt beim Bundesvision Song Contest 2008 nationale Aufmerksamkeit. Im gleichen Jahr bittet Udo Lindenberg die Combo zu seinem Tourauftakt in Rostock auf die Bühne. In der Kategorie Nachwuchs des deutschen Musikautorenpreis der GEMA werden sie 2009 nominiert. Seit einigen Monaten steht die zweite CD unter Titel „Der Film“ in Regalen der einschlägigen Händler und hat es ohne Umwege in die TOP 20 geschafft.  Hier lassen sich Frontfrau Jennifer Weist und Keyboarder Johannes „Joe“ Walter Müller von Franz X.A. Zipperer einen gehaltvollen Fragencocktail auftischen.


jennifer rostock

Franz X.A. Zipperer (fxaz): Ständig wird die Sandkastennummer von euch beiden kolportiert. Ist da wirklich was dran oder ist es eine schöne Promotionlegende?

Jennifer Weist (jewe): Das ist wirklich, wirklich wahr, ...

Johannes „Joe“ Walter Müller (jowamü): ... das mit den Sandkastenfreunden stimmt so nicht. Aber wir kennen uns schon von Kindesbeinen an. Wir mochten uns aber nicht so richtig. Ich war immer so der Streber und Jennifer immer die ach so Coole auf dem Schulhof. Das ging damals nicht zusammen.

fxaz: Man begegnet sich im Leben immer zwei Mal, der Spruch greift dann bei euch?

jowamü: ... ich habe Jennifer dann später beim Karaoke-Singen auf einem Volksfest erneut getroffen. Wir haben damals für unsere Band eine neue Sängerin gesucht. Als ich Jennifer auf der Bühne hörte, wusste ich, die ist es. 

fxaz: Wie wurde die Band dann letztendlich zu Jennifer Rostock?

jewe: Wieder so eine Geschichte. Auch die stimmt. Der Bandname kam durch ein Missverständnis zustande. Mitarbeiter im Berliner Planet Roc Tonstudio adressierten Notizen für uns immer wieder an Jennifer Rostock. Jennifer, das ging an mich und Rostock, weil sie wussten, wir sind von der Küste. Rostock war wohl die einzige Stadt dort, welche die Studioleute bei uns hier oben kannten. Dieser Arbeitstitel wurde von allen für gut befunden und Jennifer Rostock war geboren.


fxaz: Der dargebotene Musikmix von Jennifer Rostock reicht von Punk, Elektro über Neue Deutsche Welle bis hin zum klassischen Pop-Rock. Hat da jeder sein persönliches Musik-Päckchen mitgebracht und ihr habt es gemeinsam ausgepackt?

jewe: Genau so, ...

jowamü: ... da bringt de Schlagzeuger den Punk mit rein, der Gitarrist den Schrammelrock, der Bassist und ich stehen total auf Elektro, ...

jewe: ... und meine stimmlicher Ausdruck repräsentiert dann die restlichen Einflüsse.

fxaz: Wo seid ihr aufeinander getroffen?

jewe: Wo begegnen sich Musiker solch unterschiedlicher Couleur? Im Studio ...

jowamü: ... und doch haben sich da nicht komplett unbekannte Musiker getroffen. Man kannte sich über MySpace oder hatte schon mal in anderen Bands miteinander zu tun.

fxaz: Wie arbeitet ihr an Stücken? Was inspiriert euch?

jowamü: Wir setzen uns jetzt nicht einfach hin und schreiben ein Stück. Aber wer Songwriter ist, derhat einen anderen Blick auf die Welt. Alles, was um einen herum passiert, was Leute sagen, wird im Hinterkopf ganz automatisch abgespeichert. Durch irgendeine Initialzündung fällt es einem wieder ein. Eine andere Idee kommt dazu und noch eine. Plötzlich wacht man nachts um drei Uhr auf und muss sich ans Klavier setzen. So werden Skizzen und Bruchstücke zu Songs. Wir beide komponieren zwar, aber danach tauschen wir die Ideen mit den anderen Musikern. Erst nach diesem Durchlauf wird ein echter Jennifer Rostock Song daraus.

fxaz: Eure ursprüngliche Heimat ist Zinnowitz. Wäre eine Karriere im Rockbusiness auch von eurem Heimathafen aus möglich gewesen?

jewe: Nein, niemals, ...

jowamü: ... dafür sind verschiedene Sachen ausschlaggebend. Erstens sind die Möglichkeiten auf Usedom sehr begrenzt. Zweitens war der Umzug nach Berlin so eine Art Offenbarung. Wir kamen vom Land und in der Großstadt fängst du an auf Entdeckungsreise zu gehen. Menschen. Kulturen. Aber auch sich selber begegnet man neu. Es findet ein Quantensprung statt. Vom platten Land mitten hinein in die Metropole. Und der ist für unsere Musik extrem wichtig gewesen.

fxaz: Udo Lindenberg hat euch beispielsweise als geile Kollegen vorgestellt, die richtig große Texte machen. Jede Menge weitere Komplimente folgten. Wie fühlt man sich, wenn es in einer so jungen Karriere so viel Lob hagelt?

jewe: Er ist aber auch ein Ausnahmekollege. Wenn man bedenkt wie viel Zeit er sich für uns genommen hat. Wir waren nicht einfach eine austauschbare Vorband. Er wollte uns. Genau uns.

jowamü: Da wir eine Band sind, die sich sehr viel Gedanken macht, ist solch ein Zuspruch neben einer großen Ehre, auch einen großartige Bestätigung für den Weg, den wir gewählt haben. Denn es sind definitiv unsere Texte, die uns ausmachen. Und die uns zu etwas Besonderem machen. Nach der gelungenen Achterbahnfahrt des ersten Albums präsentieren Jennifer Rostock mit „Der Film“ wahrhaftig ganz großes Kino. Da werden auch live keine Kompromisse eingegangen.
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